Lonis Orchideenforum

Semi-Hydroponics

#1 von nicvanfere , 22.03.2016 18:41

Hallo Liebe Foren-Mitglieder!

Ich bin der Nicolas und wie die meisten hier ein hoffnungsloser Orchideen-Fanatiker. Ich habe zwar nicht so viele aber dafür, wie ich finde, richtig coole Orchideen :P
Seit einiger Zeit durchforste ich das Internet über Kulturformen und wie man Orchideen gleichmäßig feucht halten kann, da die meisten meiner Schützlinge der Gattung Bulbuphyllum angehören. Die Arten, die ich pflege, benötigen ein gleichmäßig feuchtes Medium und so wie ich es beobachten konnte, mögen sie es nicht so sehr, wenn der Wurzelballen zu sehr austrocknet.

Vor einiger Zeit habe ich eine Seite gefunden auf der beschrieben ist, wie man Orchideen ''semi-hydroponisch'' pflegen kann und ich dachte mir, da ich es jetzt ausprobiert habe und mir meine Meinung gebildet habe, dass ich das einfach mal hier vorstelle. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen.

Aber fangen wir mal beim Anfang an: Um eine Pflanze semi-hydroponisch zu pflegen nimmt man ein Planzgefäß, dass keine Abzugs- oder Ventilationslöcher hat. An einer Seite bohrt man einige Zentimeter über dem Boden des Gefäßes ein Loch und bildet so ein Wasser-Reservoir. Als Medium benutzt man Pflanzton und das wars eigentlich schon. Nun gießt man kräftig bis sich das Reservoir gefüllt hat. Im Grunde ziemlich idiotensicher, obwohl das Prinzip dahinter sehr ausgeklügelt ist. Man gießt ungefähr einmal die Woche (je nach Verdunstungsrate) und lässt immer viel Wasser durch den Topf laufen, damit alles ausgespült wird und sich keine Kalkrückstände bilden können. Über das Reservoir im Boden des Gefäßes zieht der Pflanzton Wasser herauf und hält die Wurzeln feucht.

Die Theorie hinter dieser Kultur beruht auf dem Prinzip der ''Dichtesten Kugelpackung''. Ich zitiere hier mal Wikipedia:
Eine dichteste Kugelpackung ist die geometrische Anordnung unendlich vieler Kugeln gleicher Größe im 3-dimensionalen Raum in der Weise, dass diese einander nur berühren und nicht überlappen und dabei den verbleibenden Leerraum minimal lassen. Eine solche Anordnung ergibt sich, wenn viele Kugeln schichtweise gestapelt werden. Innerhalb einer Schicht berührt dabei jede Kugel sechs Nachbarkugeln. Die Packungsdichte einer dichtesten Kugelpackung ist: 74%

Was heißt das nun? Das bedeutet, dass harte Sphären gleichen Radius in einem dreidimensionalen Raum immer 74% des Raumes einnehmen, aber das bedeutet auch, dass IMMER 24% freier Raum bestehen bleibt, da diese Kugeln sich nicht mehr annähern können. Pflanzton sind kleine Kugeln somit besteht laut diesem Prinzips immer Freiraum zwischen den Kügelchen. Das Medium ist zwar durch das Reservoir konstant feucht, aber durch den freien Raum können die Wurzeln der Orchidee atmen und verfaulen nicht.

Soviel zum Prinzip. Jetzt lag es an mir das auszuprobieren. Auch wenn ich am Anfang wenig davon hielt, habe ich mir einen Ruck gegeben und ein paar Orchideen umgetopft.
Hier meine Ergebnisse:

Bulbophyllum mirum, fascinator, barbigerum, ambrosia und falcatum sind alles eher Miniatur-Orchideen. Zuerst hatte ich bedenken, da die Tonkugeln mit einer Korngröße 8/16 mm ziemlich groß für die feinen Wurzeln zu sein schienen. Aber meine Ängste waren unbegründet. Alle Orchideen wachsen rigoros und haben geblüht.

Meine Bulbophyllum phalaenopsis (noch eine Jungpflanze) scheint diese neue Methode einfach zu lieben. Es wachsen neue Wurzeln und der neue Trieb ist jetzt schon größer als die Älteren was immer ein Zeichen für eine gesunde Pflanze ist.

Mein Dendrobium kingianum und harveyanum sind ebenso gut am wachsen. Beide Orchideen blühen gerade sogar.

Ich habe alle Orchideen ein bis zwei mal die Woche gegossen. Dabei habe ich wie oben beschrieben, immer viel Wasser durch den Topf fließen lassen, dass alles einmal ausgespült wird. Gedüngt habe ich nach Packungsangaben mit einem Orchideen-Dünger von Schwerter-Orchideen.
Das Gute an dieser Kulturform ist, dass man nicht zu viel oder zu wenig gießen kann. Überschüssiges Wasser fließt über das gebohrte Loch ab und solange das Reservoir gefüllt ist, gibt es immer genug Feuchtigkeit für die Orchidee. Was ich ebenfalls als sehr wichtig empfand ist, dass man sobald alles einmal richtig eingetopft wurde, nichts mehr falsch machen kann. Wenn ich zum Beispiel in den Urlaub fahre und meine Orchideen in Pflege gebe, muss nur drauf geachtet werden, dass im Reservoir Wasser ist. Davor habe ich immer ellenlange Anleitungen geschrieben, wie man die gießen muss und dass auch ja immer das ganze Wasser wieder abtropfen muss usw.. Es ist einfach pflegeleichter geworden. Ein weiterer sehr positiver Aspekt ist, dass der Pflanzton sich nicht zersetzt. Anders als in Rinde gepflanzte Orchideen, die man nach ein paar Jahren umpflanzen sollte, weil sich das Medium zersetzt, muss man Orchideen die semi-hydroponisch gepflanzt sind erst umtopfen, wenn das Gefäß zu klein ist. Es muss kein Medium ausgetauscht sondern nur dazugeschüttet werden.

im Großen und Ganzen bin ich also sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Es haben sich nicht nur meine Gießintervalle zum guten verändert, auch den Orchideen scheint es gut zu tun.
Hier die Seite wo man nochmal alles genau nachlesen kann (leider auf Englsich) : http://firstrays.com/
Ich hoffe ich konnte euch einen guten Einblich verschaffen und wenn es euch interessiert, probiert es einfach mal mit einer Orchidee aus. Ich kann es wirklich nur empfehlen.

Liebe Grüße
Nicolas


nicvanfere
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RE: Semi-Hydroponics

#2 von mom01 , 22.03.2016 18:56

Vielen Dank für Deinen tollen Bericht, Nicolas!

Das Prinzip kommt mir bekannt vor, nur wurde von einer Forumsbekannten hier in abgeschnittenen Plastikflaschen getopft, ansonsten wie bei Dir. Ebenfalls mit vollem Erfolg. Nur das Düngen wurde bei ihr anders gemacht als mit normalem Orchideendünger, da die Tonkugeln keinen Dünger speichern oder die falschen Bestandteile aus dem Dünger. So genau weiß ich das jetzt nicht mehr

Die Plastikflaschen hatten den Vorteil, dass sie leicht sind und sogar aufgehängt werden können. Andererseits führt das Licht im Topf möglicherweise zu mehr Veralgung.
Deine Ton???töpfe sehen vermutlich richtig gut aus, wie sie dastehen? Zeigst Du bitte mal einige Bilder?


Liebe Grüße, Bärbel


mom01
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RE: Semi-Hydroponics

#3 von JW , 23.03.2016 09:20

Klingt interessant! Man braucht aber bestimmt große Töpfe,
damit die Wurzeln nicht in's Wasser kommen, oder?


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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RE: Semi-Hydroponics

#4 von Syn333 , 23.03.2016 09:42

Dafür kann man so ziemlich alles an Plastikbehältern benutzen. Also auch Gefrierdosen und Ähnliches. Die gibt es ja in sämtlichen Größen.


Syn333
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RE: Semi-Hydroponics

#5 von JW , 23.03.2016 12:45

Nimmt dann aber mehr vom eh schon knappen Platz weg!


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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RE: Semi-Hydroponics

#6 von Syn333 , 23.03.2016 12:49

Nicht unbedingt, wenn man quadratische Dosen benutzt.


Syn333
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RE: Semi-Hydroponics

#7 von nicvanfere , 23.03.2016 13:26

Vielen Dank.

Ich habe ganz einfache Blumentöpfe benutzt und unten mit Aquariensilikon das Abzugsloch verschlossen und mit dem Bohrer an der Seite eine Öffnung gemacht.
Die Größe oder Beschaffenheit der Gefäßes ist wirklich jedem selber überlassen. Gut ist was funktioniert. Das kann von Plastik bis Keramik alles sein. Bei dem ersten Umsetzen ist es wichtig darauf zu achten, dass die Wurzeln NICHT ins Reservoir reichen. Die neuen Wurzeln, die wachsen werden sind an die Bedingungen angepasst und da ist es kein Problem, wenn diese in das Reservoir wachsen. Das wird früher oder später sowieso passieren. Umtopfen wie gesagt erst, wenn man das Gefühl hat, dass mehr Platz her muss. Ich habe die erfahrung gemacht, dass das eine sehr gute Methode ist um Pflanzen zu pflegen, die gerne feucht bleiben. Durch weitere Recherchen habe ich aber herausgefunden, dass auf diese Weise tatsächlich fast jede Orchidee gepflegt werden kann. Ich habe mich dazu entschieden, weil ich gemerkt habe, dass ich bei meinen Bulbos mit dem Gießen nicht nachgekommen bin und die zu trocken waren.

Liebe Grüße!


nicvanfere
nicvanfere

RE: Semi-Hydroponics

#8 von Syn333 , 23.03.2016 13:32

Ich habe davon auch schon extrem viel gehört und gesehen, einige Mitglieder der amerikanischen Facebookgruppe "Orchaholics Anonymous" schwören darauf und auch bei Youtube findet man etliche Videos dazu.

Ich selber habe gerade mein Cymbidium in einen Cymbidientopf mit Seramis gesetzt. Unten sind seitlich die drei Schlitze, wo das Wasser ablaufen kann, bis zu der Höhe ist der Topf mit grobem Blähton gefüllt, damit dort das Seramis nicht wieder rausrieselt. Der Topf steht in einem Übertopf, wo sich nach dem regelmäßigen Durchspülen natürlich auch Wasser sammelt, wie in besagtem Reservoir. Im Prinzip also ein ähnliches System und dem Cymbie scheint es zu gefallen. Mal sehen, ob das auch auf Dauer so bleibt, bis jetzt wächst und gedeiht aber alles, inkl. der vier Neutriebe.


Syn333
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RE: Semi-Hydroponics

#9 von JW , 23.03.2016 16:48

Ich werde es bestimmt mal bei einer Orchi zu Testzwecken versuchen!
... ach ja, Bilder wären toll!


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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RE: Semi-Hydroponics

#10 von nicvanfere , 24.03.2016 00:29

Da ich handytechnisch wegen einer unglücklich geladenene Waschmaschine wieder in die Steinzeit versetzt wurde, wird das mit den Bildern etwas schwierig. Aber ich gucke mal ob ich was die nächsten Tage hinbekomme. Gerade auch, weil Dendrobium kingianum und harveyanum blüht und ich heute einen Blütentrieb bei meinem Bulbophyllum falcatum und lemniscatoides (letzteres ist zwar aufgebunden, aber trotzdem MEGA cool) gefunden habe!
Ich habe gerade diese Seite gefunden, wo das ganze nochmal auf deutsch erklärt ist. Soweit ich das überflogen habe, ist das ziemlich genau das Gleiche, was ich mache mit zwei kleinen Unterschieden:
1. Ich lasse das Reservoir nie ganz austrocknen.
2. Ich spüle das Medium bei jedem Gießen kräftig durch, dass sich erst keine Salze ansammeln können.
Da besonders die Bulbophyllums, die ich so gepflanzt habe, sehr empfindlich auf Kalk und generell einer zu großen Leitfähigkeit des Wassers reagieren, bin ich da doppelt vorsichtig.
Ich habe Im Internet jedoch gelesen, dass wirklich alles kunterbunt so gepflanzt ist.. Von Vanda bis Cattleya über Paphs.. Schade, dass ich so wenig Platz habe, sonst würde ich auch mehr haben..

Aber hier erst mal die Seite mit dem deutschen Bericht:
http://michas-orchideen.blogspot.de/p/semi-hydrokultur.html

Liebe Grüße


nicvanfere
nicvanfere

RE: Semi-Hydroponics

#11 von JW , 26.03.2016 10:51

Ich war in den Muppet-Laboratorien, wo die Zukunft ja bekanntlich schon heute gemacht wird ...
... und habe tatsächlich zwei Freiwillige gefunden!
Ich bin gespannt ...


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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RE: Semi-Hydroponics

#12 von nicvanfere , 14.04.2016 00:22

Hi Jens!

Das siehr ja gar nicht mal so schlecht aus! Was für Gefäße hast du da benutzt?

LG
Nicolas


nicvanfere
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zuletzt bearbeitet 14.04.2016 00:22

RE: Semi-Hydroponics

#13 von JW , 14.04.2016 05:33

Das sind normale Orchideentöpfe.
Ich hab die Löcher mit Heißkleber zu gemacht.


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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RE: Semi-Hydroponics

#14 von JW , 07.05.2016 20:54

Ich hab jetzt ca. die Hälfte meiner Pflanzen in SH verfrachtet.
Nach 4 Wochen kann ich sagen, dass gerade bei den Phals, die
vorher eher weniger gemacht haben, jetzt neue Herzblätter, Wurzeln und Knospen sprießen!
Ich dünge bei jedem Auffüllen des Reservoirs mit Rainmix.
Einmal im Monat werden die Töpfe mit klarem Wasser durch gespült.
Das schwierigste war das Beschaffen geeigneter Behälter.
Für die kleineren Pflanzen hab ich mir von Papstar Plastik Cocktail Becher besorgt und
für die etwas größeren gibt's z.B. bei Globus Ananas in Plastik Bechern.
Die haben genau die richtige Größe!


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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RE: Semi-Hydroponics

#15 von JW , 10.07.2016 20:11

Aaaalso ... die kleineren Naturformen gehen prima in SH.
Was gar nicht geht sind Oncidien und Phal Multihybride.
(Falls es jemanden interessiert ... )


Sonnige Grüße!

Jens


JW
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