Lonis Orchideenforum

Taxonomie der Sektion Aphyllae

#1 von Solanum , 14.04.2011 23:39

Die Sektion Aphyllae ist völlig chaotisch, es gibt etliche Artnamen und tatsächliche Arten, von denen niemandem klar ist, wie sie zusammengehören. Wer meint, die Verwirrung um honghenensis versus wilsonii sei schon alles, der schnalle sich mal bitte an Ich will versuchen, eine Übersicht über beschriebene Arten, Unterschiede in Blüten und Meinungen von Botanikern zu erstellen. Und ich würde mich freuen, wenn ihr mithelfen könntet! Mal sehen, ob das etwas Klarheit in die Sache bringt.

Als erstes zu den beschriebenen Arten: Phil hat in orchideenkultur Links zu den meisten Artikeln zusammengetragen: http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=2245.0, und ansonsten hab ich den Christenson, den Sweet, Gruß & Wolff und den Seidenfaden benutzt. Bei den erwähnten Angaben beschränke ich mich auf solche, die zur Bestimmung nützlich sein sollten.

Ich will mal mit der Kurzzusammenfassung anfangen, weil die Details doch sehr umfangreich und verwirrend sind.

Phal. wilsonii und Phal. minor sind evtl. Synonyme

Phal. chuxiongensis unterscheidet sich von diesen beiden Arten

(Von den 2-3 rosa Arten ist mir nicht klar, welche Blütenbilder dazugehören; von chuxiongensis gibt es ein Foto der Typuspflanze in der Literatur)

Phal. honghenensis ist der korrekte Name für die Art, die braceana genannt wird
Blütenbild Phal. honghenensis:


Phal. braceana ist ein Synonym für taenialis
Blütenbild Phal. taenialis:


Phal. hainanensis ist ein Synonym für stobartiana
Blütenbild Phal. stobartiana (Lonis Pflanze):


Aus meiner Sicht lassen sich die Arten sehr gut voneinander abgrenzen. Die Verbreitungsgebiete lasse ich mal weg, die weiß ich nicht auswendig.

honghenensis (früher braceana): ausgeprägter Säulenfuß und Sporn, Lippe in sehr spitzem Winkel zu Säulenfuß, Blüten olivgrün bis braun, manchmal offenbar auch pink, größer und anderer Duft als taenialis, glatte Wurzeln, temperiert-kühl in der Kultur

taenialis: ausgeprägter Säulenfuß und Sporn, Lippe in sehr spitzem Winkel zu Säulenfuß, Blüten pink, kleiner und anderer Duft als honghenensis, glatte Wurzeln, kühl in der Kultur

stobartiana : der kleinste Nippel der Sektion (fast nichts da), Winkel von Lippe zu Säulenfuß offener als bei honghenensis und taenialis, Blüten grün bis gelbgrün, glatte Wurzeln, temperiert-warm in der Kultur (ganz anderes Verbreitungsgebiet als honghenensis)

wilsonii : Nippel statt Sporn, Winkel von Lippe zu Säulenfuß offener als bei honghenensis und taenialis, Blüten pink (Ausnahmen??), mittelwarzige Wurzeln, Walderdbeerhubbabubba-Duft, temperiert-kühl in der Kultur

aff. wilsonii: Nippel statt Sporn, Winkel von Lippe zu Säulenfuß offener als bei honghenensis und taenialis, Blüten pink, deutlich größer als bei wilsonii, Textur anders als bei allen anderen Aphyllae (papierartig), Seitenlappen der Lippe anders als bei wilsonii (nur 1 statt 2 Zacken weisen in die Mitte aufeinander zu), Lippe viel größer relativ zur Blüte als bei wilsonii, kein Duft, Wurzeln extrem warzig (man kann sie am Habitus erkennen), temperiert-kühl in der Kultur? (meine versucht seit Jahren zu blühen und schafft es nie)

Zu der Sache mit dem Säulenfuß und der Lippe von honghenensis vs. wilsonii oder stobartiana: Hier sind zB Bilder von stobartiana (und wilsonii und aff. wilsonii sind in der Hinsicht ähnlich)

Zitat von Loni im Beitrag Taxonomie Phal. stobartiana/hainanensis







und im Vergleich dazu honghenensis, das ist doch unverwechselbar

Zitat von alba.men im Beitrag Phal. honghenensis (früher Phal. braceana)





Zitat von Maria im Beitrag Phal. honghenensis (früher Phal. braceana)



Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#2 von Solanum , 15.04.2011 16:54

Hier jetzt die Zusammenstellung der Beschreibungen durch verschiedene Botaniker.

Phalaenopsis wilsonii

Erstbeschreibung durch Rolfe (1909; abgebildet in Sweet und Christenson): Wurzeln lang, abgeflacht und warzig; BT 15-20 cm lang, Blütenblätter und Lippe 1,5-1,8 cm lang, dh Blüte 3-4 cm groß; Seitenlappen der Lippe länglich-stumpf und dreigezähnt, Mittellappen der Lippe länglich und umgekehrt eiförmig, gekielt, glatt, längs gefaltet, 1 cm lang; Farbe laut dem Sammler Wilson rosa mit violett überhaucht, die Lippe violett-rot. Verbreitung Westchina.

Beschreibung durch Sweet (1969), ergänzende oder abweichende Angaben: Wurzeln glatt; BT bis 20 cm lang, aber häufig deutlich kürzer, Blütenblätter 1,5-2,2 cm lang; Seitenlappen der Lippe sichelförmig, oben deutlich gefaltet, darunter mit einem fleischigen Kallus; Mittellappen der Lippe am Ansatz dreieckig mit 2 Reihen von doppelten Kallusfortsätzen, dann eiförmig, am Ende deutlich zweilappig, dort in der Mitte eiförmiger Kallus, ganze Lippe 1,2-2 cm lang; Säule fleischig mit großer Narbenvertiefung. Laut anderen Sammlern sollen die Blüten duften und in der Ausprägung der rosa Färbung variieren.

Beschreibung durch Christenson (2001): unterscheidet sich nicht von Sweet, er meint aber, der Name wilsonii sei vielfach fälschlich auf honghenensis-Pflanzen verwendet worden. Laut Christenson hat wilsonii lange, vielblütige Rispen und eben einen eiförmigen Mittellappen der Lippe, während honghenensis nur 4-6 Blüten an kurzen BT und einen länglichen Mittellappen hat. Wilsonii soll außer in Westchina auch in Osttibet und Nordvietnam vorkommen.

Beschreibung durch Gruß und Wolff (1995): BT 5-15 cm lang, 2-4 Blüten (unklar woher das kommt, abgebildet ist eine Rispe mit 15 Blüten). Detailbeschreibung ähnlich den anderen Autoren.

Phal. minor

Erstbeschreibung durch Liu (1988 ): Wurzeln zahlreich, abgeflacht, warzig; BT 16,5-30 cm lang, 2-18 Blüten; Blütenblätter 1,3-1,6 cm lang, Blüten ca. 3 cm groß; Seitenlappen der Lippe länglich, Mittellappen der Lippe fast herzförmig und eingebuchtet, mit eiförmigem Kallus nahe dem Ende, in der Mitte ein 2 mm breiter Kiel; zwischen den Seitenlappen 2 Reihen von doppelten Kalli; Säule leicht gebogen, mit großer Narbenvertiefung. Vorkommen in Westchina nahe Nordvietnam.

Beschreibung durch Christenson: bezeichnet minor als akzeptiertes Synonym zu wilsonii.

Beschreibung durch Gruß und Wolff: bezeichnen minor als Synonym zu wilsonii.


Soweit so gut, die Autoren sind sich bis auf einen Ausreißer von Gruß und Wolff (Blütenzahl) und einen von Sweet (Wurzeln glatt) einig darüber, wie wilsonii aussieht und daß minor damit identisch ist.


Phal. honghenensis

Erstbeschreibung durch Liu (1991): ähnlich Phal. minor, unterscheidet sich aber davon durch kleinere, purpurrote Blüten (Blütenblätter 1-1,3 cm lang), einen schmal-zungenähnliche Mittellappen der Lippe und runde (statt birnenförmige) Pollinien. BT 6,7-7,7 cm lang, einfach oder verzweigt, 4-6 Blüten; Blüten 2,2-2,9 cm im Durchmesser, Blütenblätter purpurrot mit 5-6 Längsstreifen (?); Mittellappen der Lippe ähnlich kurz wie die Seitenlappen (6-8 mm), Ende des Mittellappens eingebuchtet, nahe Ende des Mittellappens kissenförmig, in der Mitte lamellenförmiger Kiel, zwischen den Seitenlappen zwei Reihen von Kallusfortsätzen; Sporn 15 mm lang (das soll wohl 1,5 mm heißen); große Narbenöffnung.

Beschreibung durch Christenson: Blütenfarbe rosa-pink bis blaßgrün; Detailbeschreibung ähnlich der von Liu, nur näher an der Originalzeichnung, zB Mittellappen der Lippe zu beiden Enden hin sich verjüngend, stumpf zulaufend. Er meint, die Beschreibung des Mittellappen-Endes als "eingebuchtet" beruhe auf einer Illusion, die dadurch entsteht, daß die Ränder des Mittellappens sich nach unten umschlagen und zusammenrollen; flach ausgebreitet sei das Ende stumpf, nicht eingebuchtet. Außerdem meint er, daß verzweigte BT nicht vorkämen. Den Sporn erklärt er zu einer nippelartigen kleinen Erhebung.

Neubearbeitung durch Dalström und Ormerod (Selbyana 2006; Orchids, Aug. + Dez. 2010): Dalström zeigt ein Farbfoto der Typuspflanze, anhand derer Liu Phal. honghenensis beschrieben hat, und sie ist nicht rosa (wie Christenson einfach so behauptet), sondern dunkelrotbraun und sieht genauso aus wie die Art, die allgemein braceana genannt wird. Dalström weist unter Berufung auf die Originalzeichnungen und -beschreibungen und das Blütenfoto sowohl Christensons Kommentare zur Blütenfarbe als auch zur Sporngröße zurück. Insgesamt paßt die Beschreibung von honghenensis nach Liu auch auf die Pflanzen namens "braceana", in Kultur blühen die Pflanzen dunkelrostrot bis olivgrün.

Dieselben Autoren haben sich auch ausführlich mit der Zulässigkeit des Namens "braceana" befaßt, und obwohl es bei diesen Pflanzen keine Unterscheidungsschwierigkeiten gibt, will ich die Argumente noch kurz erwähnen, weil sie taxonomisch relevant sind.
"Phal. braceana" wurde als erstes von Hooker (1890) als Doritis braceana beschrieben. Danach blieb die Art lange verschwunden. An die 100 Jahre später beschrieben Tang und Wang die Art Biermannia naviculare, ohne den Namen zu veröffentlichen. Seidenfaden (1988 ) kam zu dem Schluß, daß Doritis braceana und Biermannia naviculare dieselbe Art sind, und nennt sie Kingidium braceanum.
Nun ist aber Dalström zu dem Schluß gekommen, daß die ursprünglich als Doritis braceana beschriebene Pflanze in Wirklichkeit eine taenialis war. Hier sind die Argumente zusammengefaßt: Die von Hooker beschriebene Pflanze sollte aus Bhutan stammen (wo es keine braceana gibt, nur taenialis) und wurde im Botanischen Garten von Kalkutta beschrieben. Dalström meint, daß eine Pflanze, die normalerweise auf 1500-1800 m Höhe wächst, in Indien ziemlichem Streß ausgesetzt sein dürfte, was die für taenialis ungewöhnliche Blütenfarbe (gelb mit roter Linie in der Mitte) erklären könnte, besonders da taenialis nach Bestäubung oder beim Verwelken gelb wird. Die als braceana bekannten Pflanzen kommen demgegenüber nur in Yunnan, China, vor.

Demnach muß das Epithet braceana als Synonym zu taenialis gelten. Die erste tatsächliche Beschreibung der als "braceana" bekannten Pflanzen war die als Biermannia naviculare, aber die wurde nicht veröffentlicht, so daß der Name nicht gilt. Damit ist die Beschreibung dieser Art als Phal. honghenensis durch Liu (1991) die erste korrekte Beschreibung der Art, die allgemein "braceana" genannt wird.

Praktisch heißt das, daß man alle braceanas zu honghenensis umbeschriften muß (sofern Dalströms Analyse akzeptiert wird, die Argumentation ist jedenfalls sehr detailliert und schlüssig).


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#3 von Solanum , 15.04.2011 23:50

Phalaenopsis stobartiana

Die Erstbeschreibung durch Reichenbach (1877) habe ich leider nicht. Seine Wasserfarben-Abbildung der Blüten ist im Sweet abgebildet, trägt aber nur bedingt zur Klarheit bei, außer daß man einen winzigen Spornüberrest erkennen kann. Reichenbach wird im Sweet mit der Aussage zitiert, die Blütenblätter seien apfelgrün, zu den Rändern hin gelbgrün, die Lippe amethystfarben bis zinnoberrot und die Seitenlappen weiß, gelb und amethystfarben. Der Fundort ist nicht angegeben.

Beschreibung durch Sweet: Wurzeln glatt, BT bis 20 cm, wenige bis viele Blüten; Sepalen 1,4-1,6 cm, Petalen 1,1-1,4 cm lang; Seitenlappen der Lippe länglich sichelförmig, in der Mitte etwas eingeschnürt mit flachem Kallus auf der Innenseite, der am Ende unregelmäßig gezackt ist; Mittellappen sehr fleischig, nach unten gewölbt mit Vertiefung auf der Unterseite und nach unten gefalteten Rändern, fleischiger Kiel entlang der Mitte, am Ansatz 2 Reihen von doppelten Kallusfortsätzen; ganze Lippe 0,8-1,1 cm lang, Breite inkl. Seitenlappen 1-1,2 cm. Das Vorkommen gibt er mit Hainan (China) an, was sich wohl auf eine andere Pflanze bezieht, die Sweet selbst als stobartiana eingeordnet hat (siehe Phal. hainanensis).

Beschreibung durch Christenson: Seitenlappen vorne abgerundet, hinten spitz zulaufend; Mittellappen elliptisch, konvex mit Kiel in der Mitte, am Ansatz grübchenartige Vertiefung. Das Vorkommen gibt er mit Yunnan (China) an, was sich auf eine weitere Pflanze bezieht. Von "braceana" unterscheiden sich die Blüten durch breitere Blütenblätter und die Abwesenheit eines Sporns. Die von Sweet als stobartiana eingeordnete Pflanze aus Hainan anerkennt er nicht als stobartiana.

Beschreibung durch Gruß & Wolff: Blüten rosa (!), Blütenblätter 1,5-2 cm lang, Lippe 1,5 cm lang. Ansonsten halten sich die Autoren an Sweet, zitieren dann Reichenbachs apfelgrüne Beschreibung und erklären das zu einem Effekt von lichtarmer Kultur (!). Dazu ist eine Pflanze mit rosa Blüten abgebildet, deren Lippe gar nicht zu den Zeichnungen paßt.

Phalaenopsis hainanensis

Erstbeschreibung durch Tang & Wang (1974): ähnlich Phal. wilsonii, aber mit kleineren Blüten und schmaleren Blütenblättern und Abweichungen in den Kalli auf dem Mittellappen (mir unklar); BT verzweigt, komplett 42-55 cm lang, blütentragender Teil bis 30 cm lang; Blütenblätter 1,2-1,3 cm lang, Lippe 1,1 cm lang; Mittellappen geigenförmig, 0,7 cm lang, mittig gekielt oder mit Lamellen versehen; [den Teil über die Kalli verstehe ich nicht] "Nägelchen" 1 mm lang (Sporn??). Vorkommen Hainan. Keine Farben angegeben.

Erwähnung durch Sweet: Die von Tang & Wang beschriebene Pflanze ist dieselbe, die Sweet als stobartiana einordnet, deshalb betrachtet er hainanensis als Synonym zu stobartiana. In einer Neuauflage seiner Phalaenopsis-Abhandlung (1980) bezeichnet Sweet hainanensis plötzlich als rosa.

Erwähnung durch Gruß & Wolff: betrachten hainanensis ebenfalls als Synonym zu stobartiana.

Beschreibung durch Christenson: Blüten blaßrosa; Mittellappen mit zwei endständigen, nach unten gebogenen Lappen (dabei bezieht er sich wohl auf die Zeichnung von Phal. chuxiongensis, die er als Synonym betrachtet). Er ist nicht der Meinung, daß hainanensis ein Synonym zu stobartiana ist, weil hainanensis rosa sei.


Neubearbeitung beider Arten durch Dalström und Ormerod: Die Autoren zeichnen nach, wie die ursprünglich ohne Farbangaben beschriebene Phal. hainanensis in neuerer Zeit auf einmal als rosa beschrieben wird, was vermutlich durch die Vermischung mit anderen Pflanzen zu erklären ist. Um die tatsächliche Farbe von Phal. hainanensis herauszufinden, hat Dalström mit Liu und weiteren chinesischen Botanikern kommuniziert, die die Flora von Hainan kennen. Die Untersuchungen und Vergleiche haben ergeben, daß die Phal-Art von Hainan grün ist und sowohl zu Phal. hainanensis als auch zu Phal. stobartiana paßt. Deshalb kommen die Autoren zu dem Schluß, daß Sweet Recht hatte und hainanensis ein Synonym von stobartiana ist.


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#4 von Solanum , 16.04.2011 00:24

Phal. chuxiongensis

Erstbeschreibung durch Liu (1996): ähnlich Phal. minor, aber Blüten bis 4 cm groß, Lippe purpurrot, Mittellappen am Ende gewellt und gelb gefleckt; BT 9-13 cm lang, hängend, 2-8 Blüten; Blütenblätter 1,8 cm lang; Mittellappen der Lippe 1,1 cm lang, eiförmig, am Ende gewellt, dort kissenförmiger Kallus, Kiel in der Mitte [den Teil über die übrigen Kalli verstehe ich nicht]. Vorkommen Chuxiong, Yunnan (China). Ein Farbfoto der Typuspflanze ist in Dalström & Ormerod (Orchids, Dez. 2010) abgebildet, sie ist rosa und hat längere, schmalere Blütenblätter als wilsonii.

Erwähnung durch Christenson: betrachtet chuxiongensis als Synonym zu hainanensis.

Erwähnung durch Dalström und Ormerod: betrachten chuxiongensis nicht als Synonym zu hainanensis, sondern als wilsonii ähnlich. Da sich die Autoren nicht näher mit dem wilsonii-Komplex (inkl. minor und chuxiongensis) beschäftigt haben, bieten sie keine Schlüsse dazu an. Allerdings wurden chuxiongensis und minor von derselben Botanikerin (Liu) beschrieben, sollten also unterschiedliche Arten darstellen.

Es bleiben also 2 (wilsonii und chuxiongensis) oder 3 (wenn man minor nicht als Synonym zu wilsonii ansieht) rosa Aphyllae-Arten übrig.


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#5 von Ricci , 16.04.2011 11:22

Heike, ich fürchte, hier werden wegen der Ähnlichkeit schon so viele (unbeabsichtigte) Kreuzungen auf dem Markt sein, dass man den Namen seiner Pflanze auch durch Würfeln herausfinden könnte.
Wer sich nicht sicher sein kann, dass seine Pflanze aus einer reinrassigen Linie stammt, kann höchstens sagen, dass sie der einen oder anderen Beschreibung ähnlicher ist. Vielleicht wäre es sinnvoller, die Pflanzen vorerst als "Phal. aphyllae spec." zu bezeichnen, bis ein genetisches Profil jeder Art vorliegt und ein entsprechender Genom-Test preiswert möglich ist.


Viel mehr aus unserem Garten findest du auf unserer FB Seite: https://www.facebook.com/worranittha.koenig


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#6 von Solanum , 16.04.2011 17:34

Das befürchte ich auch, gerade bei den Pflanzen, die man unter "wilsonii" oder "honghenensis" kauft. Da hab ich schon soviele unterschiedliche Lippenformen gesehen, das kann eigentlich nur durch Streubreite einer (oder mehrerer) Kreuzung/en entstehen. Aber ich hab trotzdem die Hoffnung, etwas Ordnung ins Chaos bringen zu können. Idealerweise kristallisieren sich aus vielen Fotos von unterschiedlichen Pflanzen einige Typen heraus, die evtl. eigene Arten darstellen. Letztendlich müssen sich Botaniker mit dem Thema befassen, aber wir Aphyllae-Liebhaber sind die Leidtragenden, die immer wieder verwirrt sind, was jetzt was ist, und ich hab keine Lust, noch einpaar Jahre auf erhellende Publikationen zu warten.


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#7 von orchitim , 16.04.2011 17:43

Ich stelle nachherns mal drei Bilder ein von honghenensis die ich mir heute geleistet habe.
Da sieht jede anders aus.


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#8 von Loni , 16.04.2011 20:09

So, hier mal meine hainanansis die ich am 18.09.10 von Frau Elsner in Esslingen mitgenommen habe.
Alain Brochart suchte Bilder von hainanensis und ich schickte ihm eben diese, die ihr unten seht. Alain bat mich die Pflanze zu vermessen, was ich auch tat. Er und Bernard Lagrelle sind sich ziemlich sicher , das es sich bei der Pflanze um eine stobartiana handeln würde.





















Liebe Grüße Loni


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#9 von Solanum , 16.04.2011 21:08

Loni, der Mittellappen der hainanensis sieht im Profil ziemlich genauso aus wie die stobartiana-Zeichnung von Reichenbach und das hainanensis/stobartiana-Bild aus dem neuesten Dalström-Artikel, und er scheint auch zur stobartiana-Beschreibung zu passen. Ich könnte mir auch vorstellen, was damit gemeint ist, daß der Seitenlappen vorne abgerundet ist und zur Säule hin spitz zuläuft. Allerdings kann ich mit den Seitenlappen-Beschreibungen allgemein kaum etwas anfangen. Ich verstehe nicht, wieso die nur in aufgefalteter Position beschrieben werden anstatt so, wie sie von vorne an der Blüte aussehen. Das würde einiges erleichtern, denn da gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen den Arten.

Jedenfalls stimme ich dir zu, daß die hainanensis eine stobartiana ist (sind ja auch Synonyme) Und die wilsonii ist ja aus derselben Quelle wie meine, dh für sie gilt dasselbe, was auch für meine gilt (was auch immer das sein mag ).


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#10 von Solanum , 17.04.2011 16:10

Ich hab den 1. Beitrag um eine Zusammenfassung mit Bildern ergänzt, hoffentlich ist das hilfreich


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#11 von Loni , 17.04.2011 18:12

Soli, besteht die Möglichkeit die Zeichnung unter ein Bild zu setzen, ich meine um besser vergleichen zu können ?


Liebe Grüße Loni


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#12 von Solanum , 17.04.2011 23:47

Das hab ich mich aus urheberrechtlichen Gründen nicht getraut Deshalb hab ich die Artikel, soweit online verfügbar, verlinkt.


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#13 von Ruediger , 20.04.2011 00:41

Zitat von Araia
Heike, ich fürchte, hier werden wegen der Ähnlichkeit schon so viele (unbeabsichtigte) Kreuzungen auf dem Markt sein, dass man den Namen seiner Pflanze auch durch Würfeln herausfinden könnte.




Ich denke eher, daß es überhaupt nicht soviele Kreuzungen gibt, da diese Sektion bislang nicht so der Verkaufsknaller ist und viele Züchter/Händler sie eher links liegen lassen.
Vermutlich wird es sogar häufige Naturentnahmen geben, bzw. die eine oder andere Selbstung.

Das ist natürlich auch nur eine Einschätzung.


Beste Grüße

Rüdiger


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zuletzt bearbeitet 30.04.2011

RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#14 von Solanum , 24.04.2011 00:22

Was die beiden Arten braceana (falsch verwendeter Name, eigentlich taenialis) und honghenensis (falsch verwendeter Name, eigentlich "braceana" ) angeht, finde ich es unpraktisch und unrealistisch, den Namen "braceana" zu streichen und die Pflanzen stattdessen honghenensis zu nennen, obwohl das korrekt wäre. Es wäre noch hochgradig verwirrend Mein privater Kompromiß ist es, braceanas weiterhin braceana zu nennen, aber darauf zu verzichten, rosa Aphyllae honghenensis zu nennen.


Schöne Grüße,
Heike


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RE: Sektion Aphyllae - das taxonomische Chaos

#15 von Solanum , 24.04.2011 00:41

Rüdiger, ich fürchte, es gab doch einige Vermehrungen zB durch Ludwig und Kenntner, bei denen nicht klar ist, was die Elternpflanzen waren. Hier sind einige Exemplare von "wilsonii" Pflanzen aus Herrn Kenntners Sammlung, die alle unterschiedlich aussehen:

Nr. 1: sehr kleine Lippe ohne dicke Kissen, Lappen oder sonstwas, mit deutlichen weißen Streifen, sieht meiner Meinung nach der Lippe von braceana/honghenensis am ähnlichsten:





Nr. 2: mit deutlich erhöhtem Kiel in der Mitte, sonst aber keine besonderen Merkmale, ohne weiße Streifen, sieht für mich auch braceana am ähnlichsten:





Nr. 3: Lippe am Ende eingebuchtet/zweilappig und mit dickem Kissen davor, sieht für mich aus wie die Originalzeichnungen von wilsonii:



Nr. 4: Lippe flach ausgewalzt und wellig, mir ist unklar, ob die Lippe zusammengerollt wie Nr. 1 oder 2 aussehen würde oder sich grundsätzlich von den anderen unterscheidet:



Zum Abschluß noch meine wilsonii von Ludwig, sieht mir aus wie Kenntners Nr. 1 oder 2, ohne deutliche weiße Streifen.




Wer bietet mehr?


Schöne Grüße,
Heike


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