Nach einem halben Jahr hingebungsvoller Pflege und vor allem durch die Hilfe vieler lieber Forumianer lohnt es sich wohl nun doch, einen "kleinen" Erfahrungsbericht zu schreiben.
Es begab sich eines schönen Tages im März diesen Jahres, dass ich mir meine erste Orchidee zulegte. Ich fand sie mit ihrer blauvioletten Einfärbung unwahrscheinlich toll und machte mir wenig Gedanken darüber, was man mit dem armen Ding eigentlich angestellt hatte.
Da stand sie nun in ihrer vollen, künstlichen Farbpracht. Leider nicht sehr lange, denn schon bald schmiss sie alle Blüten von sich, die Wurzeln faulten ab und die Blätter wurden schrumpelig. Zwei von sechs wurden gelb und fielen ab. Wenn ich so zurückdenke habe ich wohl so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.
Als ich mich hilfesuchend Ende Juni hier im Forum anmeldete, war der Zustand der Nopse ganz schön schlecht.
Wie man sieht, habe ich zu diesem Zeitpunkt schon die ersten Rettungsversuche mit Colomi gestartet. Sie ging schonmal nicht weiter ein und die Blätter wurden wieder etwas praller.
Statt sie mal in Ruhe zu lassen, probierte ich die Glaskultur aus. War aber nicht so toll. Also alles wieder zurück auf Anfang und auf Anraten einiger Forenmitglieder wieder in normales Orchideensubstrat getopft. War die Freude groß, als sich bald ein neues Herzblatt zeigte! Dieses war noch gar nicht richtig fertig, da zeigte sich auch schon ein zweites.
Nachdem sie so etwa einen Monat verbracht hatte, las ich von CHC und entschied mich, sie darin weiter zu päppeln. Zusätzlich bekam ich um die Zeit herum mein kleines Aquarium, welches ich zum Orchidarium umbaute und in dieses zog mein "Unphal", wie ich sie zu diesem Zeitpunkt zu nennen pflegte, dann ein. Das Licht, die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit zeigten bald Wirkung, die Herzblätter wuchsen schön weiter und übertrafen sich in der Länge. Die Etappe "nicht mehr rückwärts wachsen" war also geschafft. Beim zweiwöchigen Austopfen, um die Wurzeln im CHC zu kontrollieren, stellte ich außerdem freudig fest, dass sich fast mit jedem Tag mehr und mehr Wurzeln bildeten. Außerdem wuchs bald auch ein drittes Herzblatt. Eine der alten Wurzeln entschied sich sogar, wieder weiterzuwachsen, obwohl es keine mehr gab, an der ich nicht schon die Schere angesetzt hatte.
Über die Feiertage beschloss ich dann, dass es ihr nun gut genug geht und sie wieder in Rinde umziehen darf. Ich war beim Umtopfen schier platt, als ich sah, was sie an Wurzeln gebildet hatte!
Die beiden unteren Blätter habe ich dann entfernt, sie wären eh bald abgefallen und so konnte ich die darüber liegenden Wurzeln ins Substrat bugsieren. Von dem Trauerspiel, welches sich vor einem halben Jahr noch bot, ist nun kaum mehr was zu sehen.
Und dann kam der Hammer: Beim Umtopfen entdeckte ich doch wirklich einen kleinen Knubbel in der Blattachsel, der sich deutlich von den vorher gebildeten Wurzelspitzen unterschied. Heute bin ich mir sicher und kann sagen, dass es ein Blütentrieb wird!
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie sich innerhalb eines halben Jahres so berappelt hat und mir so schnell wieder Blüten schenken wird. Ich weiß, dass man sagt, dass alles, was innerhalb eines Jahres nach dem Kauf so wächst, noch auf die Pflege des Züchters zurückzuführen ist. In Anbetracht des Zustandes, in den ich sie katapultiert und wieder rausgeholt habe, kann ich jedoch ruhigen Gewissens sagen, dass die nun kommende Blüte mein eigener Verdienst ist. Darauf bin ich schon ein ganz klein wenig stolz, vor allem, weil es die erste selbstverdiente Blüte sein wird.
Klar, es ist "nur" eine weiße Multiphal. Aber sie war meine erste Orchidee und, mal abgesehen von der Arbeit, die ich in die Pflege investiert habe, ist sie doch irgendwie was ganz Besonderes.
Ein ganz superriesenmegagroßes Danke geht auch an euch alle, die mir seit meiner Anmeldung immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und ohne euch wäre mein Unphal sicher irgendwann ein Fall für die Tonne gewesen.