Hallo zusammen,
in Bertholds Forum hatte ich vor einiger Zeit etwas zum Pikieren von Sämlingen geschrieben. Dieser Beitrag sollte hier nicht fehlen.
Immer wieder werde ich gefragt, wie ich denn meine Jungpflanzen behandle oder besser auspikiere. Um dies nicht jedes Mal per Mail oder PN beantworten zu „müssen“, denke ich ist ein Beitrag hier im Forum sicher auch anderen eine Hilfestellung. Und wenn nicht gleich alles übernommen wird, kann es wenigstens ein Denkanstoß für eigene Varianten sein.
Nicht alles muss neu erfunden werden. Nach ersten Versuchen mit Orchipacks in einfachen Töpfen und Folientüten übernahm ich die Flaschenmethode von meinem Freund Helmut (im OF sind da 3 gut beschrieben Beiträge von Ihm zu finden). Hierbei werden entleerte Volvic-Flaschen zerschnitten und mit Seramis und klein geschnittenem Sphagnum als Substrat eingebracht. Dieses kleine Minigewächshaus funktionierte für erste „Gehversuche“ ganz gut.
Bedingt durch eigene Aussaaten und reichlich „Versuchskaninchen“ mussten effektivere Methoden zum auspikieren gefunden werden. Da boten sich bei IKEA diese durchsichtigen PVC-Kisten an. Bedingt durch den Substrataufbau von Blähtonkugeln und Sphagnum befriedigte mich diese Variante ebenfalls nicht, denn der Luftraum war für die Sämlinge zur Deckscheibe doch sehr eingeschränkt. Funktionierte aber als Zwischenlösung recht gut.
Nach weiterem Grübeln kam mir dann die zündende Idee. Durch das Bügeln mit dest. Wasser und reichlich Verbrauch für Nährböden fielen eine Menge leerer 5 Literkanister an. Diese wurden dann mittig erst einmal zerschnitten. Um den Deckel nun über das Unterteil besser überstülpen zu können, wurden die Ecken mit Längsschnitten versehen. Weiterhin wurde aus einer hinteren Ecke ein 1cm breiter Streifen ausgeschnitten. Die Fotos zeigen nun in Pflanzenhöhe eine zweite Öffnung zu der im Deckelbereich.
Befüllt wurden die Kanister mit 2-3cm Blähtonkugeln und 3-4cm klein geschnittenen lebendem Sphagnum. In einem solchen Kanister können 15-20 Sämlinge problemlos pikiert werden (je nach Größe der Sämlinge). Das Beste an dieser Lösung ist, die Kanister können an einem Südfenster positioniert werden. Die Pflanzen erhalten ein Optimum an Licht ohne durch direkte Sonneneinstrahlung zu verbrennen. Durch die zweite Öffnung in Pflanzennähe entwickelt sich eine natürliche Konvektion und ein Überhitzen wird verhindert. Diesen Sommer habe ich im Innern 45°C gemessen und die Pflanzen haben es mir mit üppigem Wachstum gedankt. Allerdings sei bemerkt, bei dauerfeuchter Kultur. Diese Variante nutze ich momentan hauptsächlich für Phalaenopsis-Sämlinge. Nutzungsdauer ist jetzt bereits 15 Monate getestet.
Ein erstes Fazit: Die Sämlinge wachsen überdurchschnittlich schnell und haben dabei eine feste Struktur, vertragen Leitwerte vom Giesswasser mit 300µs sehr gut, können unschattiert auf der Fensterbank gepflegt werden, erste Sämlinge zeigen nach ca. 15 Monaten aus dem Glas Ansätze von Blütentrieben (was nicht heißt das sie auch zur Blüte kommen) und die Minigewächshäuser kosten mich nichts.
Nachteile wären im ästhetischen Bereich zu suchen und die Wurzeln wachsen quer durch den Kanister und können beim Topfen Probleme bereiten.
Als nächsten Versuch werde ich Cattleyen und Encyclien getopft in feiner Pinierinde und Lavalit-Gemisch auf Blähton mit dieser Variante versuchen auszupikieren. Zum einen um einen Vergleich zur Kultur im Gewächshaus zu bekommen, zum anderen um auch Orchideenfreunden mit Fensterbankkultur aufzuzeigen das dies nicht nur den GWH-Besitzern vorbehalten bleiben sein muss.
Und hier ein paar Beispielbilder
Mischbehälter mit Phal. lueddemanniana; equestris-Hybriden und Enc. phoenicea-Hybriden
Phal. equestris-Hybriden, Phal. schilleriana x stuartiana
Phal. doweryensis
Phal. schilleriana
Die Bilder sind vom letzten Jahr. Werde noch aktuellere machen.