Zitat von orchitim
Frage ist nur wie wirken sich Fehlplatzierungen aus, welche ja quasi zwei haploide Defekte mit gleicher Wirkung an verschiedenen Stellen sein würden. Nach meinem Verständnis zu Misswuchs allenfalls, zur Lebensunfähigkeit doch aber in den wenigsten Fällen, oder verstehe ich das jetzt falsch?
Ich verstehe die Frage nicht so recht. Wenn beide Allele eines Gens eine loss of function-Mutation enthalten, wird kein funktionelles Protein von diesem Gen produziert und es gibt einen mehr oder weniger ausgeprägten Phänotyp. Dafür ist es irrelevant, wo im Genom die Allele sind, also ob richtig oder falsch plaziert. Fehlplazierungen können davon unabhängig zu loss oder gain of function-Mutationen und darum zu Phänotypen führen, zB wenn durch eine Translokation eines Chromosomenstücks an ein anderes Chromosom getrennte Gene fusioniert werden oder die Sequenzen zur Genregulation verändert werden.
Zitat von LaminarFlow
Wie mir im D.O.G.-Forum gestern erklärt wurde, gibt es bereits intergenerische Züchtungen mit durchaus unterschiedlichem Chromosomengehalt bei den Eltern. Das war mir bis dato neu.
Was ich wiederum weiß, es ist möglich aus einer Antherenkultur Pflanzen zu generieren, die durchaus mit einem haploiden Chromosomensatz lebensfähig sind, auch blühen, zumeist miniatürlich vom Auftreten her erscheinen. Das würde bedeuten, der andere Chromosomensatz ist zur Lebenserhaltung gar nicht (immer) zwingend notwendig. Fragt sich nur, ob bei manchen Kreuzungen (wie obig angedacht) die beiden totla fremden, unpassenden Chromosomensätze nicht so interagieren, dass die Natur einen Riegel vorschiebt.
Erstmal vorneweg: Haploide Organismen sind nicht sooo selten, sie können durchaus existieren, sind aber natürlich anfälliger gegen Mutationen, weil sie kein 2. Allel haben, das den Ausfall kompensieren könnte. Bei Pflanzen hatte ich den Eindruck (weiß nicht, ob meine Beobachtungen repräsentativ waren), daß sie innerhalb einzelner Proteinfamilien mehr homologe Proteine mit ähnlicher Struktur und Funktion haben, die vermutlich Ausfälle zumindest teilweise kompensieren sollten.
Was Orchideen-Hybridisierungen angeht, wollte ich schon länger mal genauer nachlesen, was da wohl passiert. Bis jetzt habe ich nur die Oberfläche angekratzt, und trotzdem scheint es mir unglaublich komplex zu sein, was Pflanzen mit ihren Chromosomen alles machen können. Daß haploide Versionen eigentlich diploider Pflanzen existieren können, ist schon ein Ding, aber bei der Antherenkultur können haploide Embryoide offenbar diploidisieren, oder diploide hybride Embryonen können bei der Zellteilung die Chromosomen des einen Elternteils eliminieren und haploid werden; u.U. fusionieren bei einer Hybridisierung die Zellkerne gar nicht erst, sondern bilden ein Heterokaryon; von Polyploidie ganz zu schweigen, die ist ja sehr verbreitet bei Pflanzen.
Ich könnte mir vorstellen, daß Hybriden zwischen Eltern unterschiedlicher Chromosomenzahl die kompletten diploiden Chromosomensätze beider Elternteile übernehmen, also amphidiploid sind (eine Sonderform von tetraploid). Das erscheint mir wahrscheinlicher als die Möglichkeit, zB 19 + 25 Chromosomen (wie im Fall Phalaenopsis x Aerangis) irgendwie dazu zu kriegen, sich durch Verlust oder Modifikation von Chromosomen und vielleicht auch Unterdrückung von Rekombination wie ein normales Genom zu verhalten.
Ich werde weiterlesen
Edit: Ich korrigiere mich, ungerade Chromosomenzahlen, Verlust von einzelnen Chromosomen und andere Skurrilitäten scheinen bei Hybriden weit verbreitet zu sein.