Jensli hat mich gestern gebeten einen Beitrag über meine Erfahrungen mit Raubmilben bei Befall mit Spinnmilben und falschen Spinnmilben zu erstellen. Das mache ich gern, schicke aber voraus, daß dieser Beitrag keinen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit und Vollständigkeit erhebt, sondern lediglich meinen praxisorientierten Recherchen sowie den daraus resultierenden Erfahrungen entspricht.
Meine ersten Erfahrungen mit Raubmilben waren entmutigend. Ich hatte bei Spinnmilbenbefall Raubmilben bestellt und nach Anweisung eingesetzt. Nach erst gutem und sichtbaren Erfolg, waren die Schädlinge nach ein paar Wochen wieder da. Daraufhin habe ich mich ausführlicher mit dem Thema beschaftigt und herausgefunden, daß es eine Vielzahl von Raubmilbenarten gibt.
Da ist zu nennen diePhytoseiulus persimilis, einsetzbar gegen Spinnmilben und falschen Spinnmilben. Diese Art hat den Vorteil, bei günstigen Bedingungen erhebliche Mengen an Spinnmilben und deren Eier und Nymphen zu fressen. Nachteilig ist, daß sie keine Hungerperioden verträgt und hohe Ansprüche an Temperatur und Luftfeuchtigkeit stellt 18 - 25 Grad LF 60-70 %. Bei ca. 22 Grad vermehrt sie sich doppelt so schnell wie die Spinnmilben.
Ebenfalls zu nennen die Amblyseius cucumeris, einsetzbar gegen Spinnmilben, Weichhautmilben und gegen Thrips. Diese Art frißt nicht so viel wie die vorgenannte Art, verträgt aber wochenlange Hungerperioden und stellt nicht so hohe Ansprüche an Temperatur und LF.
Dann gibt es noch Amblyseius californicus, einsetzbar gegen Spinnmilben, falschen Spinnmilben, Weichhautmilben und Thrips. Eigenschaften wie bei Ambl. cucumeris.
Amblyseius barkeri ist einsetzbar gegen Weichhautmilben.
Ich habe dann Phytoseiulus persimilis und nach einem Abstand von ca. drei Wochen Amblyseius californicus eingesetzt und der Spuk war tatsächlich vorbei. Die erste Art frißt fast alle Spinnnmilben weg, die zweite Art eliminiert dann die Übriggebliebenen und die neu geschlüpften.
Genauso habe ich dann bei einem Befall mit falschen Spinnmilben agiert und wieder dauerhaften Erfolg gehabt.
Die notwendige LF erreiche ich, indem ich die Töpfe auf Schalen mit nassem Blähton stelle.
Wichtig ist, alle Pflanzen zu behandeln, auch wenn an einigen keine Schädlinge festzustellen sind.
Prophylaktisch setze ich alle paar Monate mal entweder Ambl. cucumeris oder Ambl. californicus ein.
Über eigene Erfahrungen bei Weichhautmilben und Thripsen verfüge ich nicht.
Noch nicht selbst erprobt, aber durchaus interessant ist auch die hier im Forum schon genannte Möglichkeit, Florfligenlarven einzusetzen.
Ich möchte noch auf ein paar öfter geäußerte Gegenargumente eingehen:
"Raubmilben eignen sich zur Nachbehandlung bei chemischer Schädlingsbekämpfung". Nein, Akarizide greifen alle Milben an, da vergeht den Raubmilben sicherlich der Appetit.
"Man erreicht nur ein biologisches Gleichgewicht". Warum? Hier im Haus hat nur einer einen natürlichen Feind, die Spinnmilbe. Die Raubmilben sterben höchstens einen Hungertod.
"Die Raubmilben kommen nicht in die kleinsten Verstecke der Schädlinge". Doch, denn zumindest dieAmbl. californicus ist nicht größer als Spinnmilben oder die etwas kleineren falschen Spinnmilben.
Dieses Argument könnte meines Erachtens aber für Weichhautmilben gelten, die wirklich so klein sind, daß man sie nur dem Mikroskop sehen kann.
Ich empfehle, den Schädling möglichst genau zu bestimmen und dann die passende Raubmilbe auszusuchen. Eine gute Möglichkeit ist, Tesafilm an Blattachseln und Ober-u. Unterseiten der Blätter zu drücken und dieses unters Mikroskop zu legen.
Für mich ist die Schädlingsbekämpfung mit Raubmilben das Mittel der Wahl. Das muß aber nicht für jeden gelten. Ich wünschte mir nur, daß es mal ausprobiert würde.
Für mich liegen die Vorteile darin, daß ich kein Gift im Haus habe, mit den Raubmilben keinen Schaden anrichten kann, ich kann praktisch nicht falsch machen und es kann auch keine Resistenzen geben.