Lonis Orchideenforum

Gedanken zum Aufbindematerial

#1 von LaoLu , 29.12.2021 10:22

Welchen Einfluß hat eigentlich die Art des Aufbindematerials auf das Gedeihen der aufgebundenen Orchideen? Da hat sicher fast jeder, selbst gemachten Erfahrungen zur Folge, eine eigene Meinung. Ich persönlich halte z.B. Kork für weniger geignet, da er kaum Feuchtigkeit festhalten kann. Auch habe ich eine äußerst negtive Erfahrung mit einer gekauften, sehr kräftigen Pflanze (Euchile citrina), welche auf Holunderholz mit Rinde aufgebunden war, gemacht. Die Rinde hatte sich unter dem Wurzelballen total in schwarzen Mulch verwandelt und führte zum Ansterben fast der gesamten Pflanze. Zum Aufbinden verwende ich meist das harte Holz eines sehr alten Fliederbusches oder lasse die Orchideen auf der festen Rinde jüngerer, getrockneter Eichenäste aufwurzeln.

Nun zu meiner Frage, bei der ich gern mal Eure Meinung wüßte. In der Nähe meines Zuhauses liegen viele umgefallene Eichen. Darunter viele, bei denen das relativ beständige Splintholz mit Moos bewachsen ist. Da das Kernholz meist bereits verwittert ist lassen sich schöne, moosbewachsene Platten Splintholz ablösen, welche nach dem Zusägen ganz passable Unterlagen bilden. Daruf aufgebundene Orchideen wurzeln eigentlich recht fest in den Moosbelag. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das den natürlichen Bedingungen entspricht, obwohl ich mir vorstellen kann, daß in den tropischen Bergnebelwäldern die Orchideen auf bemoosten Ästen aufsitzen.

Was meint Ihr? Hat die Art der Unterlage einen Einfluß auf das Wohlbefinden, und vor allem auf die Trieb- und Blühfähigkeit der Pflanze?

Außerdem alles Gute für 2022 und bleibt gesund!

Gruß
Uwe


LaoLu
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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#2 von Flori , 29.12.2021 11:04

Es gibt Orchidee die im Moos wurzeln, es gibt Orchideen die auf der blanken Rinde wurzeln, es gibt Orchideen die in Humusnestern wurzeln. Es gibt sogar Arten die die ihre Wurzeln gezielt so nach oben treiben das Organisches aufgefangen wird. Dazu gibt es noch sämtliche Mischformen
Um welche Art handelt es sich bei Dir?


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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#3 von jens , 29.12.2021 20:39

Ich weiss nicht was du für Probleme hast mit Kork, das ist mit das Beste auf das man was aufbinden kann. Es braucht halt seine Zeit bis sich Moose von selbst ansiedeln und auch genügend Feuchtigkeit und Licht dazu.
Aerangis fastuosa im Moosmantel auf Kork

Beim Bulbophyllum hampeliae ist das Moos von selbst gekommen.

Bulbophyllum clipeibulbum
Unterer Bereich

Oberer Bereich

Bei Porpax borneensis ist das Moos auch mit der Zeit gewchsen.

Bulbophyllum u.Dendrobium wachsen problemlos auf Kork.

Dieses Korkrindenstück ist gut 90cm lang und 35 bis 40cm breit, es wächst alles problemlos darauf und dem Moos macht es nichts aus wenn es auch mal durchtrocknet.



Du hattest irgendwo anders schon mal mit diesem Thema angefangen, über selbst gesammeltes Eichenholz, Moose usw..
Wäre schön wenn du nicht jedes Mal einen neuen Thread aufmachen würdest!


Gruß Jens


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zuletzt bearbeitet 29.12.2021

RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#4 von Coldcase , 29.12.2021 21:25

Bei mir wächst auch inzwischen genug Moos auf Korkrinde . Alles ohne Zutun gekommen . Man muss nur Geduld haben . Mein Terra hab ich jetzt seit ca eineinhalb Jahren , und erst in der letzten Zeit moost es auf Korkstücken bei den Aufgebundenen und auch am Boden auf den grösseren Rindenstücken . Selbst auf dem Blähton am Boden wächst das Moos . Auf jeden Fall ist mehr Feuchtigkeit vorhanden als ohne Moos . Ich denke auch , dass es das Klima beeinflusst . Inwieweit die Blühfreudigkeit betroffen ist , weiss ich nicht .

Sieht alles toll aus , Jens

Ich finde auch , dass man nicht zu sehr ähnlichen Fragen/Themen immer einen neuen Thread aufmachen muss . Vieles passt zusammen .


Liebe Grüsse , Sylvia


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zuletzt bearbeitet 29.12.2021

RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#5 von Ralf G , 29.12.2021 21:30

Ich bevorzuge auch Kork. Mit Baumfarnbrettern klappt es bei meinen Kulturbedingungen beispielsweise eher nicht so gut. Die halten die Feuchtigkeit zu lange. Eichenholz bzw. Rinde ist wegen der Gerbstoffe auch eher nicht unbedingt empfehlenswert.
Zu DDR Zeiten war die Auswahl sehr eingeschränkt, da gab es die meisten heute verwendeten Substrate nicht, naja die waren halt nicht verfügbar.
Wir haben damals ( klingt als wäre es ewig her…) Kiefernrinde und Holunderäste als Grundlage zum Aufbinden genommen.
Das funktioniert auch heute noch gut.


Viele Grüße Ralf


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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#6 von Grisu , 30.12.2021 09:41

Zitat von jens im Beitrag #3
Ich weiss nicht was du für Probleme hast mit Kork, das ist mit das Beste auf das man was aufbinden kann. Es braucht halt seine Zeit bis sich Moose von selbst ansiedeln und auch genügend Feuchtigkeit und Licht dazu.

Wunderschöne Pflanzen Jens.
Aber jetzt sprengst Du meine Bestelliste schon gewaltig :-)
Bzgl Kork ist das langfristig nicht immer so einfach. Ich bin gerade dabei alles vom Kork runter zu pfriemeln.
Ganze Korkblöcke sind bei mir am längsten geeignet. Diese dunklen Presskorkblöcke haben bei mir schon öfter zu Problemen geführt. Z.B. bei meinen 2 Dendrophylax lindenii bin ich gerade am überlegen worauf ich sie montiere.



Mir gefallen diese dunklen Stellen am Presskork nicht. Ich weiß nicht was es ist. Ich sage dazu einfach "toxisch" für Wurzeln. Ich habe sie erst seit Anfang Oktober und ich halte sie vorwiegend trocken. Und trotzdem hat sich der Korkpressblock an manchen Stellen dunkel gefärbt. Es ist mir zu riskant, sie länger auf dem Block zu lassen.

Meistens war es unterlegtes Spagnummoos, dass dann zu Wurzelfäulnis geführt hat. Aber diese hat kein Spagnummoos. Also denke ich dass auch im Kork Pilze sich ansiedeln.


Grisu
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zuletzt bearbeitet 30.12.2021 09:45

RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#7 von LaoLu , 30.12.2021 09:59

jens, Deine bemoosten Stücke sind beeindruckend. Ich gehe davon aus, daß Orchideen auf bemoostem Holz gut gedeihen. Ausgehend von einem Deiner Hinweise habe ich auch mal etwas Moos in die Ritzen meiner Korkdekoration gestopft. Bis es anwächst sprühe ich zweimal täglich. Mal sehen.

Betreffs Kork, ich denke man muß natürliche Korkrinde und Preßkork unterscheiden. Ich habe eine Schoenorchis scolopentra auf Preßkork wie gekauft. Die wächst ganz gut.

Wegen dem neuen thread tut es mir leid. Seht es mal einem alten Mann nach.

Gruß
Uwe


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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#8 von Grisu , 30.12.2021 10:00

Zitat von LaoLu im Beitrag #1
Welchen Einfluß hat eigentlich die Art des Aufbindematerials auf das Gedeihen der aufgebundenen Orchideen? Da hat sicher fast jeder, selbst gemachten Erfahrungen zur Folge, eine eigene Meinung. Ich persönlich halte z.B. Kork für weniger geignet, da er kaum Feuchtigkeit festhalten kann. Auch habe ich eine äußerst negtive Erfahrung mit einer gekauften, sehr kräftigen Pflanze (Euchile citrina), welche auf Holunderholz mit Rinde aufgebunden war, gemacht. Die Rinde hatte sich unter dem Wurzelballen total in schwarzen Mulch verwandelt und führte zum Ansterben fast der gesamten Pflanze. Zum Aufbinden verwende ich meist das harte Holz eines sehr alten Fliederbusches oder lasse die Orchideen auf der festen Rinde jüngerer, getrockneter Eichenäste aufwurzeln.

Nun zu meiner Frage, bei der ich gern mal Eure Meinung wüßte. In der Nähe meines Zuhauses liegen viele umgefallene Eichen. Darunter viele, bei denen das relativ beständige Splintholz mit Moos bewachsen ist. Da das Kernholz meist bereits verwittert ist lassen sich schöne, moosbewachsene Platten Splintholz ablösen, welche nach dem Zusägen ganz passable Unterlagen bilden. Daruf aufgebundene Orchideen wurzeln eigentlich recht fest in den Moosbelag. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das den natürlichen Bedingungen entspricht, obwohl ich mir vorstellen kann, daß in den tropischen Bergnebelwäldern die Orchideen auf bemoosten Ästen aufsitzen.

Was meint Ihr? Hat die Art der Unterlage einen Einfluß auf das Wohlbefinden, und vor allem auf die Trieb- und Blühfähigkeit der Pflanze?

Außerdem alles Gute für 2022 und bleibt gesund!

Gruß
Uwe


Ich finde Deine Überlegungen gut.
Ich hatte auch schon Probleme mit verschiedenen Materialien.

Mit bereits verwittertem Holz wirst Du möglicherweise nicht lange Freude haben.

Epiphyten wachsen in tropischen Wäldern (vorwiegend) auf gesunder Rinde. Sie müssen ja fest anwurzeln, damit sie nicht bei Sturm und Starkregen runter fallen. Auf Moos können sie sich nicht so festwurzeln.
Gesunde Rinde wird von Pilzen kaum angegriffen. Deshalb mussten sich Epiphyten nicht daran anpassen.

Wenn wir verrottende Materialien zum Aufbinden verwenden, kann es irgendwann zu Wurzelfäulnis kommen.


Grisu
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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#9 von Grisu , 30.12.2021 10:04

Moos sieht natürlich gut aus und es nimmt Feuchtigkeit auf. Aber dadurch verrottet auch das Aufbindematerial schneller. Und Pilze werden eventuell begünstigt.
Natürlich habe ich dazu einige Versuche am Laufen :-)


Grisu
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zuletzt bearbeitet 30.12.2021 10:04

RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#10 von Grisu , 30.12.2021 10:35

Ich habe jetzt gleich die zwei Dendrophylax lindenii vom Presskork genommen.
Und siehe da, Läuse haben sich darunter wohl gefühlt. Und die größere hat auch schon faulende Wurzeln.


Grisu
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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#11 von Christian N , 30.12.2021 11:04

Welche Unterlage für eine Blockkulturen genommen wird, richtet sich in erster Linie nach der Orchidee, die aufgebunden werden soll. Weiterhin muss sie zur Kulturführung (und die ist auch abhängig vom Kulturraum) passen.

Naturkork ist eine Universalunterlage und kommt deshalb auch am häufigsten zum Einsatz.
Man kann mit zusätzlichen Aufbindematerial, wie z. B. Moos, die Feuchtigkeitsführung sehr gut beeinflussen.
Weiterhin verrottet Naturkork extrem langsam, ist also für langsam und ungestört wachsende Orchideen die beste Wahl.
Die Rinde von Eichen, Robinien, Weiden und Kiefern funktionierte bei mir mit den meisten Orchideen, gesunde vorausgesetzt, immer.
Zweig- oder halbierte Stammabschnitte von Holunder haben sich bei mir auch bewährt.
Frisch verwendet, enthalten sie Stoffe, die das Wurzelwachstum der Orchideen positiv beeinflussen.

Grundsätzlich ist die Unterlage für Blockkulturen nur einer von vielen Kulturfaktoren, der auch nur in Zusammenhang mit diesen betrachtet werden kann.
Daraus losgelöst, führt die Diskussion zu nichts.

Gruß
Christian


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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#12 von Grisu , 30.12.2021 11:16

Ja Christian,
Da stimme ich Dir zu.
Die Frage ist nur: wie merkt man dass das Aufbindematerial nicht mehr geeignet ist?

Wie oft bzw nach welcher Zeit bzw nach welchen Beurteilungskriterien wechselst Du die Unterlagen?


Grisu
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zuletzt bearbeitet 30.12.2021 11:17

RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#13 von Christian N , 30.12.2021 15:49

Die Blockkulturen wird in der Regel aus 2 Gründen gewählt.
Entweder, weil der Wuchs der Orchidee zu sperrig für Kulturgefäße ist, oder der Platz an den Wänden von GWH oder Vitrinen mit genutzt werden soll.
Der Effekt des schnellen Wasserabzuges ließe sich auch mit geeignetem Substrat in Töpfen oder Körben herstellen.
Er sorgt aber bei den Blockkulturen auch für ein schnelles Abtrocknen der Unterlage und somit für eine langsame Verrottung.

Wenn die Unterlage entsprechend dem Wachstumstempo der Orchidee richtig gewählt wird, sollte die Orchidee über den Rand das Blockes wachsen, bevor die Unterlage Verrottungserscheinungen zeigt und damit ein Umpflanzen notwendig wird. Das erfordert jedoch einige Erfahrung, denn das Umsetzen der Orchidee auf eine größere Unterlage sollte so selten wie möglich erfolgen. Es ist mit mehr Wurzelverlusten als bei jeder anderen Kulturform verbunden.

Ich bevorzuge es, kriechende Orchideen soweit über den Rand des Blockes wachsen zu lassen, bis die neuen Triebe abgetrennt und umgepflanzt werden können.
Für Orchideen mit engstehenden Bulben wähle ich eine lange haltbare Unterlage (z. B. Korkrinde, Eichen- oder Kiefernzweige) oder unverrottbare Unterlagen wie Orchidweb und Tonröhren.
Neuerdings verwende ich, wie auch einige andere Orchideenfreunde, für besonders empfindliche Orchideen Kunststoffgitterröhren mit einer Substratfüllung zum Aufbinden.

Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch die sog. Sandwichkultur, die ich gelegentlich auch anwende.
Hierbei wird die Blockkultur auf eine weitere Unterlage gebunden und der Zwischenraum mit Aufbindematerial gefüllt.
Der Vorteil dieser Methode besteht darin, den Wurzeln mehr Substrat anzubieten, die Bewässerungsintervalle zu vergrößern und die Stabilität bei Rotteerscheinungen zu verbessern.

Abschließend muss ich noch einmal betonen:
Die für eine erfolgreiche Blockkultur erforderlichen Erfahrungen, die auch mit einem Mindestmaß an handwerkliche Geschick einher gehen, lassen sich nicht durch allgemein gültige Rezepte ersetzen.
Und Ratschläge können nur dabei helfen, eigene Lösungen zu finden.


Gruß
Christian


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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#14 von Maria , 11.11.2023 20:06

Auf der Suche nach neuer nach neuen Aufbinde Material bin ich zufällig auf Rinde vom Neembaum gestoßen. Jetzt wollte ich mal wissen ob das schon mal wer von euch verwendet hat. Ich könnte mir vorstellen das es auch gleich gegen diverses Ungeziefer wirken könnte. Jetzt wäre halt interessant was die Orchideen davon halten.


Liebe Grüße, aus Österreich Maria Meine Bilder auf Flickr http://www.flickr.com/photos/79788958@N02/


Maria
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RE: Gedanken zum Aufbindematerial

#15 von Christian N , 13.11.2023 10:25

Vor Jahren habe ich einige Tropfen Niemöl prophylaktisch in den Propylalkohol gegeben, mit dem ich Schädlinge an den Orchideen einpinsele.
Da ich jedoch keine Verbesserung beobachten konnte, habe ich das Niemöl aus Kostengründen weggelassen.

Niemöl wird nur aus Samen hergestellt.
Welche Wirkstoffe die Rinde hat, läßt sich schwer feststellen, noch weniger die Wirkungen beim Einsatz.
In der Heimat des Niembaums werden jahrhundertealte Erfahrungen der Einheimischen für den richtigen und erfolgreichen Einsatz sorgen.
Bei uns ist jedoch der Einsatz von Niemprodukten überwiegend eine Modesache, schon der Name Wunderbaum steht dafür.
Ein Einsatz der Rinde als Substrat für Orchideen lässt keine Vorteile gegenüber anderen Rinden erkennen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Boom, den seinerzeit die Rinde von Merantibäumen ausgelöst hat.
Nach wenigen Jahren war die Rinde vom Orchideenmarkt verschwunden.



Gruß
Christian


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