Lonis Orchideenforum

RE: Dimorphorchis rossii

#16 von Birgit22 , 28.03.2025 07:36

Hallo Peter, ich hab mal noch ein bisschen im Netz gesucht, ob ich was finde, war aber nicht ergiebig. Wenn wird das wohl in Fachbereichen diskutiert, die nicht so frei zugänglich sind.
Auch die Idee, erstmal wen anzulocken, der wird dann schon die ganz anders aussehenden und nicht duftenden anderen Blüten auch besuchen, scheint mir sehr gewagt. Aber wer weiß....

Es ist auf jeden Fall faszinierend, was für Strategien Lebewesen entwickeln, um sich ihr Plätzchen in der Natur zu sichern.


Birgit


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RE: Dimorphorchis rossii

#17 von Peter , 28.03.2025 08:42

Ich denke, da gibt es schon Leute in Südostasien und in Kew, die sich damit beschäftigen. Das ist was Außergewöhnliches. Schließlich kommt diese Besonderheit wohl, außer bei sämtlichen Dimorphorchis- Arten, nur bei wenigen Arten innerhalb der Gattung Grammatophyllum vor.


viele Grüße
Peter


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RE: Dimorphorchis rossii

#18 von Peter , 28.03.2025 13:13

Zitat von Peter im Beitrag #17
Ich denke, da gibt es schon Leute in Südostasien und in Kew, die sich damit beschäftigen. Das ist was Außergewöhnliches. Schließlich kommt diese Besonderheit wohl, außer bei sämtlichen Dimorphorchis- Arten, nur bei wenigen Arten innerhalb der Gattung Grammatophyllum vor.


Da lag ich kräftig daneben, denn Kew schreibt jetzt: „ Mir sind keine Untersuchungen dazu bekannt. Ich kann hinzufügen, dass ein ähnliches Phänomen bei Grammatophyllum (außer G. stapeliiflorum) und bei Bulbophyllum mirabile zu beobachten ist. Auch in diesen Fällen gibt es meines Wissens keine Forschungsergebnisse. Da Bulbophyllum extrem selten ist, ist das Fehlen von Studien verständlich.“
Also gibt es derzeit keine weiteren Erkenntnisse.


viele Grüße
Peter


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RE: Dimorphorchis rossii

#19 von Birgit22 , 28.03.2025 17:43

Womit wir wieder bei Goethe angekommen sind "..... und das Unerforschliche ruhig zu verehren."
Ich für meinen Teil kann mich an so was sehr erfreuen und es lässt Raum für viele Diskussionen.


Birgit


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RE: Dimorphorchis rossii

#20 von Christian N , 30.03.2025 07:11

Es gibt auch einen Blütendimorphismus in der Gattung Oncidium, Sekt. Heterantha.

Dort besteht der Unterschied darin, daß im extremsten Fall nur die am Ende der Infloreszenz sitzende Blüte voll entwickelt ist und alle übrigen nur klein, sternförmig mit verkümmert Blütenblättern und unfruchtbar sind.
Es gibt auch Arten, die nur wenige unfruchtbar Blüten haben und sich so auf den ersten Blick kaum von normalen Oncidien unterscheiden.
In dieser Gruppe lässt sich die Entstehung von Arten mit dimorphen Blüten somit gut verfolgen.

Offensichtlich ersparen sich diese Arten den Aufwand, viele Blüten voll auszubilden und eine Samenkapsel pro Blütentrieb reicht für die Arterhaltung aus.

Im Vergleich mit der Gattung Dimorphorchis fällt auf, daß bei dieser auch die endständigen Blüten farblich auffälliger sind und stärker duften.
Das lässt zumindest die These zu, daß auch hier der Beginn eines Sparprogrammes erkennbar ist.

Letztendlich kann der Beweis dafür nur erbracht werden, wenn die Bestäuberbiologie dieser außergewöhnlichen Orchideen erforscht ist.
Ob das im Wettlauf mit der Zerstörung der natürlichen Habitate noch zu schaffen ist, wage ich anzuzweifeln.

Ich halte es aber für dringender, als im Studierzimmer DNA-Analysen zu entschlüsseln und Stammbäume zu wälzen, nur um letztendlich die Namen von Orchideengattungen ständig umzutaufen.

Zum Schluß möchte ich Gregor zu seinem außergewöhnlichen Erfolg gratulieren.
Ich habe D. rossii und D. lowii seit einigen Jahren in Kultur und kann bestätigen, daß das erstere besonders langsam wächst.
Geblüht haben leider beide noch nicht.


Gruß
Christian


Christian N
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RE: Dimorphorchis rossii

#21 von Birgit22 , 30.03.2025 08:01

Hach, noch ein bisschen weiter Diskussion

Hallo Christian,
Dort besteht der Unterschied darin, daß im extremsten Fall nur die am Ende der Infloreszenz sitzende Blüte voll entwickelt ist und alle übrigen nur klein, sternförmig mit verkümmert Blütenblättern und unfruchtbar sind.
Es gibt auch Arten, die nur wenige unfruchtbar Blüten haben und sich so auf den ersten Blick kaum von normalen Oncidien unterscheiden.
In dieser Gruppe lässt sich die Entstehung von Arten mit dimorphen Blüten somit gut verfolgen.

Offensichtlich ersparen sich diese Arten den Aufwand, viele Blüten voll auszubilden und eine Samenkapsel pro Blütentrieb reicht für die Arterhaltung aus.


Da kann man sich aber auch fragen, warum eine Pflanze überhaupt Blüten ausbildet, wenn sie nur verkrüppelt sind. Was gar nicht so ungewöhnlich ist: sterile Blüten, die aber besonders große Blütenblätter haben neben den eigentlichen fruchtbaren Blüten, die dann klein und unscheinbar sind. Hier macht es Sinn, weil die Pflanze mit wenigen auffälligen Blüten die Bestäuber zu sich lockt. Klingt wie effizientes Sparprogramm.
Viele Blüten auszubilden um aufzufallen, von denen aber nur wenige fruchtbar sind, weils reicht, wäre auch eine gute Erklärung in meinen Augen. Aber viele unscheinbare Blüten ohne Funktion...... da frag ich mich ja schon wieder, warum....


Birgit


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RE: Dimorphorchis rossii

#22 von Christian N , 30.03.2025 14:01

Es gibt u. U. eine Erklärung dafür, warum reduzierte Blüten gebildet werden und die resultiert aus der Lebensweise der Orchidee.

Viele epiphytische Orchideen machen sehr lange Blütentriebe, weil sie dafür sorgen müssen, dass ihre geöffneten Blüten aus den beblätterten Zweigen ihrer Wirtsbäume oder -büsche hervorragen.
Sonst werden sie von den Bestäubern nicht bemerkt.

Manche Orchideen bilden dazu ihre Blüten in Büscheln am Ende der Infloreszenzen aus (z. B. Schomburgkia, Barkeria, Tolumnia , Broughtonia, Domingoa u.v.a.m.).
Andere klettern mit langen Blütengirlanden (z.B. Cyrtochilum) oder haben lange und stark verzweigte Blütenstände (viele Oncidien), um dieses Ziel zu erreichen.
Zu den letzteren gehören die Oncidien der Sektion Heterantha.

Einige dieser Orchideen hatten offenbar folgendes Problem:
wozu Blüten komplett ausbilden, wenn sie für die Bestäuber schlecht sichtbar sind und nur die an der Spitze häufiger bestäubt werden?

Allerdings erfolgt dazu in der Evolution eine Anpassung über viele Generationen und einen längeren Zeitraum hinweg.
Nicht alle Lösungsversuche funktionieren auf Dauer oder sind zu schnell überholt.
Dann kann eine Art schon mal aussterben.

In unserem Fall geht es aber um eine Minimierung des Aufwandes.
Die Natur verschwendet nichts, scheinbar überflüssiges erweist sich bei genauerer Betrachtung durchaus als sinnvoll.

In diesem Zusammenhang müssen wir uns von unserer menschlichen Denkweise verabschieden:
Die Orchidee hat keine "verkrüppelten" Blüten hervorgebracht, sondern reduziert ehemals vollständige Blüten, auf die sie aus gutem Grund verzichten kann, und irgendwann im Laufe der Evolution sind diese verschwunden.

Meine Ausführungen erheben keinen Anspruch darauf, wissenschaftlich korrekt zu sein.
Sie sollen auch nicht neunmalklug daher kommen.
Letztendlich versuche ich nur, Pflanzen und damit auch die Orchideen als eine völlig andere Lebensform zu verstehen.



Gruß
Christian


Christian N
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RE: Dimorphorchis rossii

#23 von Birgit22 , 30.03.2025 20:34

Hallo Christian,

das klingt absolut plausibel.:

"Die Orchidee hat keine "verkrüppelten" Blüten hervorgebracht, sondern reduziert ehemals vollständige Blüten, auf die sie aus gutem Grund verzichten kann, und irgendwann im Laufe der Evolution sind diese verschwunden."

Klar, Evolution ist ein Prozess. Wäre also denkbar, dass wir hier gerade den Prozess sehen zu wenigen Blüten....

Es geht doch nicht um neunmalklug, sondern um Austausch von Wissen, Überlegungen und Gedanken. Ich finde das toll.


Birgit


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