Phalaenopsis stobartiana
Die Erstbeschreibung durch Reichenbach (1877) habe ich leider nicht. Seine Wasserfarben-Abbildung der Blüten ist im Sweet abgebildet, trägt aber nur bedingt zur Klarheit bei, außer daß man einen winzigen Spornüberrest erkennen kann. Reichenbach wird im Sweet mit der Aussage zitiert, die Blütenblätter seien apfelgrün, zu den Rändern hin gelbgrün, die Lippe amethystfarben bis zinnoberrot und die Seitenlappen weiß, gelb und amethystfarben. Der Fundort ist nicht angegeben.
Beschreibung durch Sweet: Wurzeln glatt, BT bis 20 cm, wenige bis viele Blüten; Sepalen 1,4-1,6 cm, Petalen 1,1-1,4 cm lang; Seitenlappen der Lippe länglich sichelförmig, in der Mitte etwas eingeschnürt mit flachem Kallus auf der Innenseite, der am Ende unregelmäßig gezackt ist; Mittellappen sehr fleischig, nach unten gewölbt mit Vertiefung auf der Unterseite und nach unten gefalteten Rändern, fleischiger Kiel entlang der Mitte, am Ansatz 2 Reihen von doppelten Kallusfortsätzen; ganze Lippe 0,8-1,1 cm lang, Breite inkl. Seitenlappen 1-1,2 cm. Das Vorkommen gibt er mit Hainan (China) an, was sich wohl auf eine andere Pflanze bezieht, die Sweet selbst als stobartiana eingeordnet hat (siehe Phal. hainanensis).
Beschreibung durch Christenson: Seitenlappen vorne abgerundet, hinten spitz zulaufend; Mittellappen elliptisch, konvex mit Kiel in der Mitte, am Ansatz grübchenartige Vertiefung. Das Vorkommen gibt er mit Yunnan (China) an, was sich auf eine weitere Pflanze bezieht. Von "braceana" unterscheiden sich die Blüten durch breitere Blütenblätter und die Abwesenheit eines Sporns. Die von Sweet als stobartiana eingeordnete Pflanze aus Hainan anerkennt er nicht als stobartiana.
Beschreibung durch Gruß & Wolff: Blüten rosa (!), Blütenblätter 1,5-2 cm lang, Lippe 1,5 cm lang. Ansonsten halten sich die Autoren an Sweet, zitieren dann Reichenbachs apfelgrüne Beschreibung und erklären das zu einem Effekt von lichtarmer Kultur (!). Dazu ist eine Pflanze mit rosa Blüten abgebildet, deren Lippe gar nicht zu den Zeichnungen paßt.
Phalaenopsis hainanensis
Erstbeschreibung durch Tang & Wang (1974): ähnlich Phal. wilsonii, aber mit kleineren Blüten und schmaleren Blütenblättern und Abweichungen in den Kalli auf dem Mittellappen (mir unklar); BT verzweigt, komplett 42-55 cm lang, blütentragender Teil bis 30 cm lang; Blütenblätter 1,2-1,3 cm lang, Lippe 1,1 cm lang; Mittellappen geigenförmig, 0,7 cm lang, mittig gekielt oder mit Lamellen versehen; [den Teil über die Kalli verstehe ich nicht] "Nägelchen" 1 mm lang (Sporn??). Vorkommen Hainan. Keine Farben angegeben.
Erwähnung durch Sweet: Die von Tang & Wang beschriebene Pflanze ist dieselbe, die Sweet als stobartiana einordnet, deshalb betrachtet er hainanensis als Synonym zu stobartiana. In einer Neuauflage seiner Phalaenopsis-Abhandlung (1980) bezeichnet Sweet hainanensis plötzlich als rosa.
Erwähnung durch Gruß & Wolff: betrachten hainanensis ebenfalls als Synonym zu stobartiana.
Beschreibung durch Christenson: Blüten blaßrosa; Mittellappen mit zwei endständigen, nach unten gebogenen Lappen (dabei bezieht er sich wohl auf die Zeichnung von Phal. chuxiongensis, die er als Synonym betrachtet). Er ist nicht der Meinung, daß hainanensis ein Synonym zu stobartiana ist, weil hainanensis rosa sei.
Neubearbeitung beider Arten durch Dalström und Ormerod: Die Autoren zeichnen nach, wie die ursprünglich ohne Farbangaben beschriebene Phal. hainanensis in neuerer Zeit auf einmal als rosa beschrieben wird, was vermutlich durch die Vermischung mit anderen Pflanzen zu erklären ist. Um die tatsächliche Farbe von Phal. hainanensis herauszufinden, hat Dalström mit Liu und weiteren chinesischen Botanikern kommuniziert, die die Flora von Hainan kennen. Die Untersuchungen und Vergleiche haben ergeben, daß die Phal-Art von Hainan grün ist und sowohl zu Phal. hainanensis als auch zu Phal. stobartiana paßt. Deshalb kommen die Autoren zu dem Schluß, daß Sweet Recht hatte und hainanensis ein Synonym von stobartiana ist.