Hallo an Alle,
ich habe vor ein paar Tagen meine Paph. rothschildianum von Wössner erhalten. Davor habe ich mich hier und auch in anderen Foren über die Art belesen. Mir ist aufgefallen, dass es hier im Forum noch keine Artbeschreibung gibt und ich dachte, ich versuche mich mal an einem kleinen Steckbrief.
Systematik:
Familie: Orchidaceae
Unterfamilie: Cypripedioideae
Gattung: Paphiopedilum
Art: rothschildianum
Wuchsgebiet:
Paph. rothschildianum ist eine in Malaysia endemisch vorkommende Orchideenart. Sie kommt nur an der nördlichen Spitze von Borneo vor. Dort befindet sich der Berg Kinabalu, der mit 4095 m höchste Berg der Insel. Die Region rund um den Kinabalu beherbergt das gleichnamige, 1200 km2 große Schutzgebiet. Das Schutzgebiet hat die weltweit höchste Konzentration an Orchideenarten. Insgesamt finden sich im Kinabalu Park 127 Gattungen mit 856 Species, von denen allein 90 endemisch sind. Der Boden ist größtenteils ultramafisch, weist also eine sehr hohe Konzentration von Metallen wie Nickel, Cobalt, Magnesium auf.
Das Klima ist tropisch. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 26 °C. Der jährliche Niederschlag beträgt 2100mm.
Entdeckung:
Paph. rothschildianum wurde erstmals im Jahr 1888 durch Reichenbach beschrieben und ist nach Baron Ferdinand von Rothschild benannt.
Vegetation:
Innerhalb des Kinabalu Schutzgebiets gibt es drei große Vorkommen, wo Paph. rothschildianum gefunden werden kann. Diese sind jedoch verständlicherweise nicht der Öffentlichkeit bekannt.
Zu finden ist Paph. rothschildianum allgemein an Felswänden und Felskanten oberhalb von 500 m ü.NN. bis 1200 m ü.NN. und 6-12 m oberhalb von Flussläufen von. Paph. rothschildianum findet sich hier sowohl terrestrisch als auch lithophytisch wachsend. Die Struktur der Fundorte ist meist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in einem frühen Entwicklungsstadium der Sukzession befinden. Durch vorkommende Erd- und Gesteinsrutsche wird in diesen Bereichen die Entwicklung eines dichten Waldes verhindert. Die Bereiche sind also recht sonnig. Paph. rothschildianum kommt dennoch, wenn auch deutlich seltener, in halb-geschlossenen Waldflächen vor. Die dort bestehenden Wälder bestehen überwiegend aus Dicterocarpaceen- aber auch Kastanien- und Eichenarten.
Interessant ist auch, dass es historische Funde von Exemplaren bis zu einer Höhe von 1800m ü.NN. gab. Die Verbreitung der Art hat aber in enormen Maße durch Wilderei an Größe eingebüßt. Die IUCN stuft die Art als „critically endangered“, also vom Aussterben bedroht, ein.
Vermehrung:
Die Bestäubung von Paph. rothschildianum ist sehr spezifisch und erfolgt durch Dideopsis aegrota (Syrphidae). Nach der erfolgreichen Bestäubung legt diese Fliegenart seine Eier in der Regel auf dem Staminodium ab.
Durch die lange Reifezeit bis zur Maturität ist Paph. rothschildianum besonders durch illegale Wildwerbung gefährdet. Besonders dramatisch ist hierbei auch die Erhaltung der genetischen Variabilität. Diese stellt eine Grundvoraussetzung für die Anpassungsfähigkeit an die verschiedenen Mikroklimata und das Überleben der Art da.
Verschiedene Untersuchungen konnten nachweisen, das die genetische Variation zwischen den drei bekannten Vorkommen groß ist. Das lässt vermuten, dass zwischen den Vorkommen, aufgrund der Reduktion der Populationen, kein Genfluss mehr besteht. Langfristig stellt das für die Erhaltung der Art ein Problem dar. Allerdings besteht die Möglichkeit, Individuen aus der Zucht mit Hilfe von Gewebekulturen zu vermehren und auszusiedeln und die genetische Variabilität zu erhöhen.
Phänotyp:
Bei ausgewachsenen und blühstarken Exemplaren erreichen die Blätter eine Länge von 40-60cm und einer Breite von 5cm. Die Blätter sind dick, ledrig und hell grün bis leicht gelblich gefärbt. Vor allem bei hoher Sonneneinstrahlung färben sich die Blätter gelblich.
Blütezeit ist der Frühling und Sommer.
Kulturbedingungen:
Die Art ist wärmeliebend. Die Tagestemperaturen können bis zu 29°C betragen. Eine Nachtabsenkung ist bis 17°C möglich. Zur Anregung der Blüte bedarf es eine längere Periode mit kühleren Temperaturen bis unter 13°C. Das simuliert die kalte Nachtluft, die in der Regenzeit am Kinabalu den Berg hinabfließt. Die optimale Luftfeuchtigkeit bewegt sich zwischen 65-95%. Das Substrat sollte feucht, aber nicht nass sein und nicht vollständig austrocknen.