Also, auf alle Fälle wird auf Widerstandsfähigkeit und Pflegeleichtigkeit hin gezüchtet. Wenn man sich ansieht, was alles betrieben werden muss, um eine Naturform oder Primärhybride am Leben zu erhalten und dann noch einmal im Jahr zum Blühen zu bringen, den Aufwand wird Otto-Normal-Orchideenkäufer ja im Lebtag nicht betreiben wollen.
Wenn es keine pflegekleichten Multis gäbe, würde man wohl kaum in jedem zweiten Haus fünf Orchideen stehen sehen.
Zudem werden die Orchideen in den Gärtnereien/Gartenabteilungen die ich bis jetzt gesehen habe auch nicht getunkt, sondern einfach gegossen und erstrecht nicht eingesprüht. Tunken und sprühen wäre bei den Mengen an Orchideen ein riesen Zeitaufwand und daher ist die unkomplizierte Lagermöglichkeit auch ein wichtiges Kriterium.
Auch auf die Blühhäufigkeit wird somit hingezüchtet.
Wenn es drei Orchideen gibt, und man mal die Farben außeracht lässt, werden die beiden Orchideen gekreuzt, die am häufigsten im Jahr blühen.
Das mit den farbenreicheren Orchideen wird genau so laufen, man kann ja auch bereits sehr farbenfrohe Multis immer wieder miteinander kreuzen.
Wenn man sich ansieht, dass z.B. die meisten Phalaenopsen im Handel runde Blütenformen haben, kann man auch davon ausgehen, dass eben diese Blütenform bei einer Mehrheit der Menschen besonders beliebt ist.
Naturformen und Primärhybriden werden aufgrund ihrer meist doch eher spitzen Blütenformen(Gigantea wäre hier z.B. eine Ausnahme), vielleicht nicht so sehr bevorzugt.
Dazu kommt eben der hohe Pflegeanspruch, der Käufer sicherlich abschreckt, wenn es ihnen nur darum geht, eine hübsche Blume zu haben.
Es ist einfach lukrativer, pflegeleichte, rundlich und oft blühende Orchideen zu züchten.
Wobei die Form-Beliebtheit nur eine Theorie meinerseits ist.
Ich denke, es steckt in jeder Multi 100% Naturform, weil die Kreuzungen ganz am Anfang immer aus zwei Naturformen stammen. Das gilt auch dann noch, wenn nur Multis aus der 300ersten Tochtergeneration gekreuzt werden. Auch die stammen irgendwo von Naturformen ab.
Man kreuzt ja nicht zwei Naturformen, dann zwei Primärhybriden und dann die daraus entstehenden Hybriden mit einem Tontopf kreuzt und sich dann fragt: "Wieviele der Gene in meiner Hybride x Tontopf Kreuzung stammen jetzt noch von der Naturform und wieviele vom Tontopf?".
Alle Gene einer Orchidee müssen von einer Naturform abstammen.
Die einzige Ausnahme wären spontane Mutationen im Kreuzungsprozess. Das wären dann Gene, die Tatsächlich nicht in den anfänglichen Naturformen vorkamen.
Wenn es darum geht, herauszufinden, wieviele Gene aus einer Multi noch 1zu1 mit einer der Naturformen am Anfang ihres Stammbaumes übereinstimmen, müsstest du dir die DNA-Sequenzen ansehen und vergergleichen.
Solltest du dich auch noch fragen, warum im Laden immer blühende Orchideen stehen, da gibt es meines Wissensstandes nach drei Möglichkeiten:
1. Die nicht blühenden Orchideen werden irgendwo hinten im Gewächshaus abgestellt(bekommt man oft günstiger, ist dann eben eine Überraschung).
2. Die verblühten Orchideen werden vom Händler wieder mitgenommen. Ist z.B. bei Edeka und Rewe so, deshalb geben die verblühte Orchideen auch nicht günstiger weg.
3. Sie werden weggeschmissen. Hier lohnt sich vielleicht ein spätabendlicher Besuch an der ladeneigenen Mülltonne. Das würde man dann als Orchideen Containern bezeichnen.