Lonis Orchideenforum

Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#1 von Sisa , 02.04.2020 06:16

Töpfe und Umtopfen

Das Substrat gehört natürlich auch dazu. Wie schon an anderer Stelle geschrieben nehme ich als Basis Kokoschips vermischt mit Holzkohlestückchen und auch ein wenig Blumenerde. Bei Cymbidien die mehr in Richtung China angesiedelt sind, z.B. Cym. lancifolium, nehme ich auch halbverrottetes Laub mit kleinen Aststücken mit in das Substrat. Bei Kokos sollte man, laut den Australischen Cym.-Freunden auf die längere Haltbarkeit von Kokos achten. Von vier bis fünf Jahren, bis zum nächsten Umtopfen wird dort berichtet. Erdnussschalen werden dort gelegentlich auch unter das Substrat gemischt.
Mit der Wahl des Topfes und der Zusammenstellung des Substrates hat man eine große Bandbreite um eine Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten vorzunehmen. Nachdem ich viele Varianten ausprobiert hatte benutze ich bei meinem meist trockenen Klima, Plastiktöpfe mit geschlossenen Seitenwänden.

Normale oder hohe Töpfe?

Mittlerweile stehen einige meiner Pflanzen auch in hohen Töpfen. Vermutlich war es Neugier um selbst zu sehen ob Cymbidien darin vielleicht doch besser wachsen. Das dreiviertel Jahr ist aber zu kurz um etwas genaues sagen zu können. Bis jetzt habe ich aber keinen Unterschied im Wachstum feststellen können.
Eine Unterhaltung zweier Cym.-Freunde könnte zu diesem Thema gut als Schlusswort dienen. Der Eine hat seine Pflanze in normalen Töpfen der Andere in hohen Töpfen. Resultat , beide haben ihre Cymbidien zum Blühen gebracht.
Die folgenden Aspekte sollte man bei der Topfwahl bedenken.
Zum einen sollte man sich die Wurzel, den Wurzelballen und zum Teil auch die Form vom Habitus, bei der Topfauswahl anschauen. Der Wurzelballen von Cym. dayanum z.B. hat mich sehr an einen ausgerupften Grasbüschel erinnert. Ob man den feinen , dünnen Wurzeln mit einem hohen Topf einen Gefallen tut?
Cym. aloifolium, finlaysonianum, bicolor und weitere haben mitteldicke Wurzeln, ähnlich wie man sie von einer Cattleya kennt. Bei den genannten Cymbidien ist es nun so dass die Wurzeln gar nicht so in die Tiefe wachsen.
Das folgende Bild zeigt ein Cymbidium atropurpureum welches über den Topfrand gewachsen war aber die Topftiefe von 10cm gar nicht genutzt hat.



Dieses Bild zeigt ein Cym. finlaysonianum und man kann erkennen dass diese Art gerne in die Breite wächst, ähnlich wuchtig Ausmaße können auch Cym. tracyanum und lowianum erreichen. Das Thema Standfestigkeit bei den hohen Töpfen sei hier nur mal am Rande erwähnt, na ja, mehr als umfallen können sie nicht.



Bestimmt ist aufgefallen dass das Cymbidium in einer Art Schale steht, wie kann das sein wo doch in Deutschland verbreitet wird, ohne hohe Töpfe geht es nicht. Ein Testversuch vielleicht? Nein, in Thailand werden Cymbidien insbesonderst Cym. finlaysonianum mit all seinen Kreuzungen und Selektionen überwiegend in diesen Schalen gezüchtet. Normale Töpfe sind auch im Gebrauch aber weniger sind die hohen Töpfe bei den Züchtern zu sehen.

Eine dritte Gruppe von Cymbidien hat sehr dicke Wurzeln, als ich sie das erste mal sah musste ich sofort an Makkaroni`s denken. Einige Cymbidien aus dieser Gruppe sind mehr im nördlichen Asien anzutreffen, z.B. lancifolium, floribundum und Cym. sinense gehören dazu.
Bei Cym. lancifolium wachsen die Wurzeln senkrecht nach unten, ein hoher Topf könnte hier angebracht sein. Nach einer gewissen Zeit ist der Topfboden aber erreicht und was kommt dann?

Für das Auftauchen der hohen Töpfe könnte der folgende Aspekt mit verantwortlich sein .

Wir Europäer stellen jeden noch so kleinen Fleck unserer Fensterbank mit Orchideen zu und im Mittelpunkt steht die Blüte, weniger die ganze Orchidee. Japaner, Chinesen und auch Koreaner sehen die „Dinge des Lebens“ meist ganz anders wie wir.
Ein Cymbidium z.B. steht in einer schön gestalteten, hohen Vase, das Ganze wiederum steht auf einem Sideboard mit handgeschnitzter Front und dies alles ergibt ein harmonisches Bild an dem sich die genannten Asiaten erfreuen können. Und eben in dieser Sichtweise sehe ich, warum hohe Töpfe benutzt werden und nicht so sehr bei Vorteilen in der Kultur.

Fazit: Viele Wege führen nach Rom.

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Umtopfen. Die meisten von uns haben diesbezüglich ja genug Erfahrung um ein Cym. umzutopfen. Wer unsicher ist kann im Internet viele Videos finden die diesen Vorgang bildlich beschreiben.
Bisher hatte ich ein Cymbidium, bei dem die Wurzeln unter der Pflanze matschig waren. Wäre es mir nicht aufgefallen hätte es zu größeren Schäden führen können. Dieses Faulen der Wurzeln oder schlimmer der Bulben scheint eine Schwachstelle bei Cymbidien zu sein. Wird in einem solchen Fall nicht weggeschnitten zieht die Fäulnis von einer Bulbe zur Nächsten und man verliert am Ende die ganze Pflanze.
Möchte man wegen zu schnellem Wachstum in einen größeren Topf umtopfen kann es passieren dass die Wurzeln noch sehr fest mit dem noch nicht verrottetem Substrat verbunden sind. Entweder man löst die Wurzeln unter großen Schäden vom Substrat oder man belässt den Wurzelballen und füllt nur den Zwischenraum bis zur Topfwand neu auf. In diesem Fall sollte man gut beobachten dass der innere, ältere Substrat- Kern nicht zu viel Feuchte abbekommt und dauernass bleibt.

Da bei mir in naher Zukunft Umtopfaktionen notwendig sind, ist zu diesem Thema bestimmt mit einem Nachtrag zu rechnen.


___________
viele Grüsse
Sisa


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#2 von Peter , 02.04.2020 08:07

Einer dieser chinesischen Cymbidium-Töpfe. Ich benutze diesen für Hosta.






viele Grüße
Peter


Peter
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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#3 von 2010dreamer1992 , 02.04.2020 09:28

Danke für diesen super Beitrag, Sisa. Er war äußerst lehrreich. Danke


Lieben Gruß


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#4 von carmesina , 02.04.2020 14:34

Zitat von Peter im Beitrag #2
Einer dieser chinesischen Cymbidium-Töpfe. Ich benutze diesen für Hosta.


Peter, solche Töpfe suche ich schon länger. Magst Du mir die Quelle verraten?

Hostas stehen bei mir in Töpfen/Kübeln mit viel Platz für die Wurzeln. Diese sind sehr fein, zahlreich und brauchen viel Raum. Ich habe gerade eine geteilt und war wieder von der Masse der Wurzeln überrascht.

In diesem schlanken Topf sieht die Hosta sehr gut aus. Aber ich fürchte, dass der schöne Topf irgendwann zu eng wird und gesprengt wird.


Liebe Grüße, Karin


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#5 von bernhardw , 02.04.2020 14:43

Ebenfalls vielen Dank für Deine tollen Auführungen.

Unsere finleysonianum steht noch in reinem Seramis und ist da in 2019 zum blühen gekommen. Jetzt steht das Umtopfen an, dann nehme ich vielleicht auch einen flachen Topf und wahrscheinlich Seramis Orchideenerde.


Viele Grüße

Bernhard


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#6 von carmesina , 02.04.2020 14:49

Sisa, Deine Hinweise sind Gold wert. Ich danke Dir, denn bald stehen einige Umtopfaktionen hier an. Leider habe ich nur Cymbidium-Hybriden, die alle in hohen Töpfen wachsen. Einen Versuch in einer Schale werde ich dann mit Cymbidium Ice Cascade machen, denn diese Pflanze ist breiter als hoch. Auch ich hatte gelesen, dass Cymbidium- Wurzeln gerade nach unten wachsen. Danke für die anschauliche Beschreibung und die aussagekräftigen Bilder.


Liebe Grüße, Karin


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#7 von Peter , 02.04.2020 18:01

Karin,
diese habe ich von einem Freund, der lang in China gearbeitet und dort Cymbidien gesammelt hatte. Die Töpfe hatte er dort gekauft. Als er wieder nach D umzog, packte er die Töpfe in den Umzugscontainer, er brachte sie mit.
Ich kenne hier leider keinen Händler für diese schönen Töpfe.
Ja, einer wurde gesprengt, letztes Jahr 😩.


viele Grüße
Peter


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#8 von carmesina , 02.04.2020 20:36

Vielen Dank, Peter, so schöne Töpfe findet man hier nirgendwo. Du kannst Dich glücklich schätzen, dieses Prachtstück zu haben. Halte es in Ehren und beobachte den Zuwachs der Hosta.


Liebe Grüße, Karin


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#9 von Orchimatze , 02.04.2020 20:38

Super Beitrag von Dir, @Sisa!
Ich kultiviere ein paar japanische Cymbidium und kann im Moment mir ein Problem mit ihnen nicht erklären...
Vielleicht weisst Du Rat?
Bei den meisten neuen Bulben werden die Herzblätter, die neu wachsen braun und man kann sie ohne Kraftaufwand aus der Bulbe ziehen...
Wäre froh um einen Tipp von Dir, hatte das die letzten Jahre nicht bei sinense, dayanum und ensifolium?


Liebe Grüße, Matthias...


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#10 von Orchimatze , 02.04.2020 20:38

Doppelt gepostet...


Liebe Grüße, Matthias...


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#11 von Sisa , 03.04.2020 06:06

Erstmal vielen, vielen Dank für Eure positiven Beiträge. Es ist für mich natürlich sehr erfreulich dass mein Beitrag so gut bei Euch angekommen ist.

Karin und Bernhard, schaut euch die Wurzelballen an und wählt dann den entsprechenden Topf . Das z.Z blühende finlaysonianum, bei mir, ist in einem normalen Topf, 22cm hoch, 27cm breit. Der überwiegende Teil meiner Cymbidien sitzt in normalen Töpfen. Das finlays. in der Schale fängt auch an zu blühen und öffnet gerade die erste Knospe. Es geht also beides.

Matthias, diese Schäden kenne ich auch und ich würde die Ursache in zuviel Feuchte sehen. Entweder die Wassergaben sind zu hoch oder im Wurzelbereich wird die Feuchte zu lange gehalten und oder es sind ein paar der Wurzeln geschädigt.

Da du dayanum und ensifolium angesprochen hast, bei diesen Pflanzen habe ich mit braunen Blattspitzen Probleme. In einer Faceb.Gruppe wurde das mit schlechter Wasserqualität begründet. Da ich meist Brunnenwasser mit hohem Kalkgehalt (glaube ich) verwende könnte dies bei mir zutreffen. Mein Regenwasserbestand geht zwar langsam zur Neige aber ich will versuchen wenigstens jedes zweite mal beim Giessen Regenwasser zu benutzen.


___________
viele Grüsse
Sisa


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#12 von Orchimatze , 03.04.2020 17:23

Dankeschön Sisa für Deine Antwort!
Werde versuchen sie trockner zu halten...


Liebe Grüße, Matthias...


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#13 von carmesina , 03.04.2020 20:52

Der schöne Cymbidium-Topf von Peter veranlasste meine weitere Suche. Hier wurde ich fündig, wenn auch nur bedingt:

https://vitanal.net/cat/index/sCategory/159

Diese unglasierten gelochten Tontöpfe von Dr. Rech nehme ich in die engere Wahl. Sie sind sogar noch preiswert. Sollten sie nichts für die Cymbidien sein, dann sicher für Cattleya & Co. Auch eine Vanda könnte ich mir darin gut vorstellen (hab schon ein Bild mit Vanda gesehen).


Liebe Grüße, Karin


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#14 von Sisa , 07.04.2020 09:03

Der Nachtrag zum Umtopfen!

Bei der Suche nach Kultur-Infos für Cym. bicolor, im Internet wird man zwar fündig, die Beiträge sind aber rar gesät. Vermutlich ist Cym. bicolor in Kultur nicht so häufig anzutreffen. Ein Beitrag stieß bei mir aber auf besonderes Interesse. Es wurde gesagt das Cym bicolor dazu neigt dass bei zuviel Feuchte, die Bulben leicht anfangen zu faulen. Bei meinem Cym. war es auch so, fast in der Mitte des Topfes, ein freier Platz ohne Blätter. Habe ich Wasser gegeben wurde dies mit gelben Blättern quittiert.

Da auch schon Wurzel über den Topfrand wuchsen war Umtopfen mit Teilen angesagt.

Das Abschiedsbild.


Hier die freie Stelle im Topf.


Drei Personen hatten ihre liebe Mühe um die Pflanze aus dem Topf zu holen.


Vier Teile wurden es, grob gesäubert - ein großer Teil der Wurzeln blieb auf der Strecke. Vom Substrat war nichts mehr zu sehen, ein
Abtrocknen der Wurzeln war nicht mehr gegeben.


Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Teilstücke gut anwachsen.


___________
viele Grüsse
Sisa


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RE: Cymbidium - Töpfe und Umtopfen

#15 von carmesina , 07.04.2020 14:14

Sisa, Bilder krönen doch jede Beschreibung! Danke für diesen informativen Beitrag. Selbst nach der Teilung ist jede Pflanze ein Parchtstück und sehr groß. Die Mietze sieht richtig klein aus zwischen den neuen Töpfen.

Ein Cymbidium 'Ice Cascade' ist auch hier nur noch rings um den Topfrand grün und innen abgestorben. Es muss dringend geteilt werden. Jetzt weiß ich, wie es am besten geht.


Liebe Grüße, Karin


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