Ich lese gerade das Buch "Orchid Summer" von Jon Dunn, eine Tour quer durch den Orchideenwahnsinn, ein bisschen in Richtung "Orchideenfieber", aber mit dem Aufhänger, dass der Autor alle britischen Orchideen in einer Saison finden wollte. Die Berichte über Standorte und die Suche danach wechseln sich ab mit sehr unterhaltsamen und informativen Anekdoten über britische Orchideenleute der Vergangenheit und Gegenwart.
ZB über einen Autor, der im Mittelmeerraum Orchideen gesammelt und womöglich Ophrys tenthredinifera in England angesalbt hat.
Oder über einen Orchideenverrückten, der in Kolumbien beim Botanisieren von Farc-Rebellen als Geisel genommen wurde und in seiner 9-monatigen Gefangenschaft im Dschungel einen Orchideengarten angelegt hat.
Oder darüber, wie Darwin anhand von Orchideen dargelegt hat, dass Blumen sich nicht von selbst bestäuben, sondern von Insekten bestäubt werden.
Die Berichte über die einheimischen Orchideen sind recht informativ, ich habe schon etliche für mich neue Dinge erfahren, und das obwohl ich schon etliche Orchideenbücher gewälzt habe. Im Unterschied zu zb Bestimmungsbüchern legt der Autor dabei mehr Wert auf anschauliche Infos (zb bei Bestäubungsstrategien von britischen und südamerikanischen Orchideen) als auf Aufzählung von Fakten.
Das Buch ist soweit recht kurzweilig zu lesen, ich kann es empfehlen. Nachteile sind: Zur Zeit gibt es es nur auf Englisch (es ist von 2018); die Erdorchideen werden in den seltensten Fällen mit lateinischen Namen bezeichnet, sondern mit den englischen umgangssprachlichen Namen (die findet man zum Glück im englischen Wikipedia, und ich habe gerade am Ende des Buches ein Glossar mit den lateinischen Namen gefunden); und ich vermisse Hinweise auf den besonderen Schutzstatus von Orchideen, also dass man keine pflücken oder gar sammeln darf.
Bilder scheinen leider gar nicht drin zu sein, aber es geht ja auch nicht primär um die einzelnen Arten.