Hallo zusammen!
Ich habe oft dran gedacht und es nun endlich mal in Angriff genommen: Hier möchte ich meine bisherigen Erfahrungen mit selbst gebauten Gießtöpfen dokumentieren. Ich hoffe das Thema sprengt diesen Forenbereich nicht und ist hier richtig angesiedelt.
Vor einigen Monaten hörte ich das erste Mal von dieser Kulturform und ihre Funktionsweise sprach mich direkt an. Schlagworte wie "...dem natürlichen Habitat von Epiphyten am ähnlichsten..." oder "... mit wenig Pflegeaufwand verbunden..." haben mich gemütlichen (wenn nicht zu sagen faulen...) Menschen total abgeholt. Sofort ploppten Bilder von üppig bemoosten, hängenden Pflanzengefäße mit prächtig blühenden Orchideen vor meinem inneren Auge auf. Also beschloss ich, die Angelegenheit mal auszutesten. Viel gab es schließlich nicht zu verlieren, denn meine Orchideen stammten fast ausschließlich aus dem Biomüll. Passend dazu stellte ich auch die Konstruktionspläne auf. Ich wollte möglichst wenig Neuwertiges dazukaufen. Nach einer kleinen Recherche zog ich also mit einem groben Plan in meinen Werkzeugkeller und später in den Trödelladen meines Vertrauens.
Die Tontöpfe, die ich verwendet habe sind unlasierte "Standardtöpfe" aus dem Baumarkt, die es in vielen verschiedenen Größen gibt. Ich hatte auch noch reichlich Untersetzer da, so dass ich mit etwas gepuzzel die oben abgebildeten Modelle bauen konnte. Die Gießtöpfe in der linken Bauweise werden von je drei Haken gehalten für die ich Löcher gebohrt habe. In dem zum Deckel umfunktionierten Untersetzer befindet sich mittig ein (Griff-) Loch sowie Aussparungen an den Seiten, damit die Haken ein Herausheben nicht behindern. Inzwischen habe ich promt alle Orchideen auf Gießtöpfe aufgebunden. Dafür habe ich zuerst Pflanzenfasermatten für den Frostschutz um die Töpfe gestülpt. Ich bin sehr gespannt, ob das Material den Bedingungen auch langfristig standhalten wird. Die Untersetzer sind innen lasiert. Ich hatte die Hoffnung, dass die Dinger nicht tropfen würden, wenn sie unten mit wasserfesten Untersetzern abschließen. Wenn sie frisch befüllt sind und sich Topf, Fasermatte und Hanfkordel vollgesogen haben, bilden sich Tropfen an herunterbaumelnden Kordelenden, die dann auch mal in den darunter stehenden Chilipflanzen landen. Nachdem ich die überschüssigen Kordelenden alle abgeschnitten hatte, löste sich das Problem. Für alle Fälle stehen aber immer noch Blumentöpfe unter den Gießtöpfen. Sicher ist sicher!
Wie sieht das Ganze inzwischen aus?
Meine Wunschvorstellungen sind natürlich noch nicht erfüllt worden. Aber was meckere ich, die ersten Pflanzen habe ich Mitte Februar aufgebunden und dass noch nicht viel passiert ist, ist ja klar. Sie baumeln alle gemütlich vor einem Fenster Richtung Süd-Osten. Bisher fülle ich die Töpfe alle zwei bis drei Wochen mit Wasser auf. Den doch recht warmen April über waren es nun eher alle 10 Tage. Bei dem kleinen Modell gestaltet sich das etwas knifflig, aber mit meinem Drucksprüher funktioniert es ganz gut.
Inzwischen bilden alle Orchideen Triebe oder neue Wurzeln aus, mit unter an Stellen, die ich für tot gehalten habe. Man lernt nie aus und es zeigt sich mal wieder, dass im Umgang mit Orchideen wirklich Geduld gefragt ist. Ob Sie mit anderen Kulturformen schon viel üppiger gewachsen wären, kann ich natürlich nicht beurteilen und auch die Optik der Gießtöpfe ist noch reichlich gewöhnungsbedürftig. Ich warte aber weiterhin mal geduldig ab. Mal sehen, was sich in Zukunft noch anstellen lässt und entwickelt.
Diese Kleinen hier wurden Anfang März aufgebunden:
Die Orchidee mit dem Blütenstängel ist seit Februar auf dem Topf. Im März kam eine weitere dazu, nachdem die erste eine Pilzinfektion überstanden hatte. Daher sieht sie auch leider so zerrupft aus. Trotzdem bin ich schon ganz furchtbar aufgeregt, weil ich nicht weiß, welche Farbe die Blüten schließlich haben werden.
Dieses traurige Pflänzchen lässt auch so langsam wieder hoffen. Ich hatte es verpilzt und schimmlig erst mal ein wenig antrocknen lassen. Nun, wo Schimmel und Pilzinfektion überstanden sind, treibt es neu aus. Ich werde die Tage mal das tote Material abschneiden müssen:
Ein Blütenstängel einer anderen Orchidee ist schon etwas weiter. Allerdings ist das bei dieser Pflanze nicht ganz so spannend, da ich schon weiß, wie sie blühen wird. Hier sprießen auch die lustigsten Wurzelgnubbel:
Grundsätzlich hoffe ich natürlich, dass ich langfristig auch Moose oder Farne auf den Gießtöpfen kultivieren kann. Mal sehen, was die Zukunft so mit sich bringt.
Puh! Da habe ich euch erst mal viele Bilder vorgesetzt. Ich hoffe, dass ich in einiger Zeit weitere Ergebnisse liefern kann und dass der ein oder andere unter euch etwas davon hat. Ich freue mich sehr über Anregungen, Kritik und jede Form von Rückmeldung!