Lonis Orchideenforum

Ich schreibe hier über ein Problem, das ich vor 2 Jahren hatte.
Das Problem war längst beseitigt, der Verursacher war lange Zeit unbekannt. Heute, durch ein Zufall hab ich mich daran errinnert und schreib hier darüber, da manche Interesse daran haben. Sylvia/Coldcase, extra für dich.
Mai 2016 hab ich in einer ausländischen Gärtnerei einige Vandeen gekauft und 2 hatten eigenartige Spinnweben an Wurzeln. Auf meine Frage, was das ist, bekam ich die Antwort "Natur". Ich mag die Natur, aber diese Art kannte ich nicht und später hat sich herausgestellt, dass ich sie nicht ausstehen kann. Mehr noch, ich hatte Ärger.
So ungefähr sah das Problem aus. Ich sag ungefähr, weil ich damals keine Bilder gemacht hatte. Es war gruselig. 15 x so viel, als ihr unten sieht. Das, was ihr auf dem Bild sieht, ist paar Tage später entstanden. Nach dem Säubern.


Ich dachte, irgendwelche Orchideenliebhaber- Spinne war am Werk.
Und was ist das? Kot?

Zu Hause habe ich die Vandeen kräftig abgeduscht und gesäubert. Leider musste ich diese Prozedur alle paar Wochen machen. Denn, immer wieder entstanden diese Spinnweben. Kein Tierchen war zu sehen. Ich hatte Glück, es war herrlich warm und die neugekauften hingen draußen auf dem Balkon.
Knapp 2 Monate kang, immer wieder abgeduscht , vorher und nachher die Spinnweben mit Wattestäbchen weggemacht. Paar Tage später waren die wieder da. Ich sah keine Tiere , nur das Netz und diese Kügelchen darin. Eier? Kot? Muss erwähnen, dass das Netz sehr fest und dicht gewebt war. Nicht wie ein normeles Spinnennetz. Ich war am Verzweifeln. Konnte im Internet nichts darüber finden. Vor allem, wusste ich nicht, wonach ich suchen sollte. Die beiden Vandeen machten einen gesunden Eindruck, eine hatte alte Flecken auf einigen Blättern, aber die waren ziemlich alt. Sonst, nichts verdächtiges.
Eines Tages, als ich eine von beiden Vandeen zum wiederholten male zum Abduschen ins Bad gebracht habe, sah ich ein ca. 2- 2.5 cm großes, hell braunes Tier auf den Wurzeln sitzen. Ich war so entsetzt, dass ich das Ding schnell mit Toilettenpapier abgenommen und ins Klo herunter gespült habe. Es war keine Raupe. War gut zu Fuß. Schade , daß ich so panisch reagiert habe. Hätte ich abgefangen, hätte ich vielleicht rausgefunden, was das war. Aber meine Instinkte und meine Reaktionen waren schneller als mein Gehirn. Ich hatte eine Ekelattacke. Es war aber definitiv das Muttertier.
Tage vergingen, alles wiederholte. Abduschen, Spinnweben entfernen, paar Tage Ruhe, wieder von vorne.
Bis ich eines Tages eine Bewegung in der Blüte wahrgenommen habe. Sofort hab ich die Blüte abgemacht und in ein Glas gesteckt. Es krabbelte da jemand!. Das hier:

Im roten Kreis ist der Kopf zu sehen. Im schwarzen Kreis sind wieder Kügelchen.
Ich habe das Ding rausgefischt. Es war so schnell. Ich hatte es auf ein Taschentuch und hab ein Kunsstoffdeckel darüber gepackt, damit es nicht abhaut. Ganze Zeit war das Ding in Bewegung, schnell und unermüdlich.
Hier:



Dann wollte ich wissen, ob es wasserscheu war. Hab es in ein mit Wasser gefülltem Glas geschmiessen. Boah! Das war ein Bild...Zuckungen, Springversuche... Es stand fest, das Ding war eine Larve und mag kein Wasser.

Diesmal hab ich den Abflussstöpsel zugedreht und angefangen mit starken Wasserstrahl die Wurzeln zu "bombardieren". Und was soll ich sagen, es zuckten einige im Wasser. Mein Ekelgefühl verwandelte sich zu einer Aggression und ich hab das Wasser "heisser" gedreht. Irgendwann, fiel nichts mehr runter. Die zweite Vanda hab ich genauso behandelt und raus gebracht. Danach 3 Wochenlang, jeden Tag das gleiche Verfahren. Übrigens, jedesmal nach dem Abduschen, hab das Wasser voll heiß gedreht und alles abgespült oder abgekockt, was noch im Abfluss war.
Nach ca. 3 Wochen war es vorbei. Keine Spinnweben, keine Kügelchen, nichts war beim Abduschen zu finden. Der Spuk war vorbei.

Übrigens, einigen Orchideenfreunden wird diese Geschichte bekannt sein. Ich hatte damals in 2 anderen Foren gepostet. Es gab viele Spekulationen, aber nichts, was auch annähernd der Lösung nahe kam. Bis genau 2 Jahre danach, ein User aus einem anderen Forum mir helfen könnte.
Der Übeltäter hieß Tarsenspinner. Er schrieb, dass die kein Wasser mögen und deshalb ein wasserabweisendes Gespinst weben. Dieses kann dazu führen, daß Pflanzen zu wenig Wasser bekommen. Der Schädling wäre schwer zu bekämpfen, da das Insektizid auch abgewiesen wird.



Ich hab mit Wasser das Problem gelöst und nie wieder zum Glück gesehen.

Danke für den tollen und sicherlich für einige von uns, einschließlich mir, hilfreichen Bericht!

Fehlt jetzt noch: wie kriegt man die Viecher weg, mit welcher Art Gift?

Gerne, Bärbel.
Ich schätze mit einem systemischen Insektizid?

Dann wäre die nächste Frage....wobei ich mir die Antwort auch denken kann...kommen die hier auch vor? Oder per Einfuhr? Ich hab zwar keine Vanda aber denk die würden auch an Nopsen gehen?

Grazia, angeblich kommen sie in Tropen vor und im Mittelmeerraum. Es gibt einiges im Netz zu finden, wenn man den Namen kennt .

wow !!! Danke Jasmina , ich hab mich beim Lesen auch geschüttelt, weil es sich so gespenstisch gelesen hat , ein Phantom Aber , das ist doch sehr hilfreich , wenn man darüber auch Bilder zur Verfügung hat , und dann dieses sehr dichte Netz vielleicht mal selber als Problem zu Hause hat Gerade diese schnellen Tierchen sind die , die mir Gänsehaut machen . ich stell mir immer vor, wenn die mal entwischen und ich nicht weiss wohin - ich würde ausziehen
Vielen Dank für den doch sehr tollen Bericht

Ich hab jetzt nicht wirklich viel über die Nahrung der Tierchen gefunden, wenn ihr Links habt, stellt sie doch dazu.

http://www.insektenbox.de/fibel/hem/tarsen.htm

Toll..."Natur" ... danke Jasmina....hoff ich werd nun die Thripse erst msl los von meiner Firebird....hab die beim Kauf vom OBI übersehen...die sehen ja fast aus wie nahe Verwandte...also Cousins 2ten Grades so...bäh möcht ich aber auch nicht haben!!

Danke, Jasmina, das ist ein spannender Bericht geworden. Ganz toll mit angehaltenem Atem zu lesen!
Das wäre doch direkt etwas für eine Zeitschrift.


Bis bald!
Mara

Danke Mara, ich freue mich, wenn meine Berichte gut ankommen und helfen.
Ich hoffe, eure Erfahrungen bleiben nur mit meinem Beitrag verbunden. Ich hab 3 Monate gebraucht, um die Viecher loszuwerden.

Zitat von Mara im Beitrag #9

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Danke, Jasmina, das ist ein spannender Bericht geworden. Ganz toll mit angehaltenem Atem zu lesen!
Das wäre doch direkt etwas für eine Zeitschrift.


Bis bald!
Mara

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Sie schädigen die Pflanze jetzt aber nur indirekt duch die Gespinste, oder? Ich hab jetzt nur den einen Link gefunden in dem steht das sie sich von toten Pflanzen ernähren.

Zitat von Harry im Beitrag #11

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Zitat von Mara im Beitrag #9

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Danke, Jasmina, das ist ein spannender Bericht geworden. Ganz toll mit angehaltenem Atem zu lesen!
Das wäre doch direkt etwas für eine Zeitschrift.


Bis bald!
Mara

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Schick's doch an Orchideenzauber...
https://www.orchideenzauber.eu/
Dr. Schmidt ist immer dankbar für gute Artikel.

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Zitat von Markus im Beitrag #12

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Sie schädigen die Pflanze jetzt aber nur indirekt duch die Gespinste, oder? Ich hab jetzt nur den einen Link gefunden in dem steht das sie sich von toten Pflanzen ernähren.

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Probiere es doch mal mit dem Orchideenzauber, interessiert sicher viele Orchideenfreunde.

Ach, wer den Tarsenspinner hat, muss ihn einfangen und nutzen! Dessen Netz ist aus Seide..ich wiederhole "SEIDE". Die ist teuer und gut. Also: umsatteln, Tarsenspinner züchten und Seide vermarkten.
Markus, machst Du das?